Der andere Harry Hole

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heroemil Avatar

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Der Hauptkommissar Harry Hole ist völlig am Ende. Rakel, seine Frau, hat ihn verlassen. Er verfällt wieder dem Alkohol. Und damit nicht genug: Rakel wird ermordet. Wo war er in der Nacht des Mordes? Jedenfalls wacht er am nächsten Morgen mit blutgetränkter Kleidung auf und kann sich an nichts erinnern.
So weit, so gut, der Beginn eines Krimis aus der Feder von Jo Nesbo.
Der Protagonist Harry Hole ermittelt auf eigene Faust mithilfe seiner Freunde/innen, die hier in diesem Band nicht wiederzuerkennen sind. Er selbst tritt hier als weinerlicher Alkoholiker auf, der sich selbst teilweise nicht mehr unter Kontrolle hat.
Es ist alles in allem ein verstörender, abwegiger Krimi. Nicht zuletzt aufgrund der Nebenschauplätze, in dem z. B. der alternde Svein Finne versucht, junge Frauen in aller Öffentlichkeit zu schwängern um sich selbst fortzupflanzen. Und auch die Person des Harry Hole selbst ist nur schwer einzuordnen. Was hat der Protagonist an sich, dass ihm alle Frauen nachlaufen. Und wie lässt sich das im Einklang bringen mit der ach so großen Liebe zu seiner Rakel, wenn er mit denen dann sofort ins Bett steigt.
Verwirrend fand ich die häufigen Szenenwechsel. Die Rückblenden, die in Afghanistan spielen sind meines Erachtens nervtötend langweilig und damit entbehrlich. All die Irrungen, Wirrungen und falsche Verdächtigungen ziehen die Geschichte unnötig in die Länge. Sogar Harry Hole stirbt vorübergehend. Zum Ende wird es aber noch verwirrender. Jeder könnte der Täter sein.
Aber ein richtiges Ende gibt es nicht.
Die ganze Handlung ist hervorragend geschrieben, bzw. perfekt übersetzt. Sie eröffnet tiefe Einblicke in den Charakter des Protagonisten. Wesentliche Passagen sorgen dann auch für eine kurzweilige Lektüre.
Alles in allem hat das Buch mir aber nicht gefallen. Ich war sogar geneigt, es stellenweise querzulesen um inhaltlich weiterzukommen. Auf jeden Fall war es nicht der Jo Nesbo, den ich bisher gelesen habe.
Weniger wäre auf jeden Fall mehr gewesen.