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Harry ist rückfällig geworden, wie schon so oft. Sein hart erkämpftes Familienleben mit Rakel und Oleg sind Geschichte, seine Dozentenrolle hat er nach dem Vampiristenfall ebenso verloren wie seinen Ermittlerstatus. Also greift er wieder zur Flasche. Nach einer durchzechten Nacht wacht er jedoch mit blutiger Kleidung auf, zu viel Blut um als kleine Kneipenschlägerei durchzugehen.

Lieber Jo Nesbø was war das?
Seit dem ersten Band verschlinge ich die Fälle von Harry Hole, immer in Sorge dass sein Alkoholismus ihn Krankheiten wie Leberzirrhose oder Ösophagusvarizen einbringt. Jedes Mal ist Harry jedoch aufgestanden und hat in einem spannenden, streckenweise komplizierten und actionreichen Fall ermittelt. Das ist hier absolut nicht der Fall. Vielleicht verabschiedet sich Nesbø so langsam von seinem Protagonisten, denn „Messer“ ist nichts weiter als ein schriftstellerisches Medley aus sämtlichen Harry-Hole-Bänden, untermalt von einer wirklich tragischen jedoch völlig unglaubwürdigen Story. Meine Befürchtungen das Harry Hole nach „Durst“ abstürzt haben sich leider vollkommen bestätigt, doch die Art und Weise wie der Autor seinen Helden zum Straucheln bringt ist einfach hanebüchen, denn von Harry’s Intelligenz und seinem brillantem Verstand ist nichts mehr übrig. Er ist ein trauriger Clown der von einer Flasche und von einem Bett ins nächste taumelt. Hier wäre ebenfalls anzumerken , dass die Frauen die Harry in der Zwischenzeit „beglückt“ (er muss sich ja schließlich trösten, nachdem ihn Rakel aus ihm unerfindlichen Gründen rausgeschmissen hat), ihren Verstand auch an den Nagel gehängt haben, denn sie verhalten sich allesamt wie Spätpubertierende die an einer Art Harry-Holle-Virus leiden und die keinerlei Anstalten machen die Konsequenzen ihres Handelns zu erfassen.
Ich bin von diesem Buch schwer enttäuscht, ich habe die ganze Zeit auf eine spektakuläre Wendung gehofft, denn ansonsten ist schon ziemlich früh klar in welche Richtung die Auflösung geht, auch wenn Nesbø das hinter vielen Rückblenden und Verweisen auf frühere Fälle unnötig in die Länge zieht.

Fazit: Ein Held strauchelt und sein Schöpfer ebenso.