Harry Hole zwischen Genialität und Wahnsinn

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brigitta Avatar

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Inhalt:
Nicht lange nachdem Harry Hole Valentin Gjertsen getötet hat, wird Gjertsens Vater, Svein "Verlobter" Finne aus dem Gefängnis entlassen.
Hole weiß das Finne es auf ihn abgesehen hat, denn Finne wird den Tod seines Sohnes rächen wollen.
Die Jagd auf Gjertsen hat Hole alles gekostet. Von seiner Arbeit ist er suspendiert und Rakel hat sich von ihm getrennt.
Um die Trennung von Rakel einigermaßen zu überleben trinkt Harry wieder und eines morgens wacht er in blutverschmierter Kleidung auf. Er ahnt, dass etwas passiert sein muss, doch er kann sich an nichts erinnern.
Bevor er auch nur ansatzweise darauf kommt, was passiert sein könnte, wird er an einen Tatort zur Identifikation einer Leiche gerufen und dabei bricht Holes Welt endgültig zusammen.
Harry ist fast überzeugt selbst der Mörder zu sein, als Svein Finne auf der Bildfläche erscheint und Hole, sowie die Osloer Kripo vorführt.
Jetzt ist sich Harry sicher, dass Svein Finne der Mörder ist, doch der hat ein wasserdichtes Alibi und alle Spuren führen zu Hole ...

Fazit:
Nach der Lektüre von "Durst" war ich sehr begeistert, das Harry und Rakel wieder zurück in ein Eheleben gefunden haben und ich hatte gehofft Harry Hole wäre nun endlich in seinem "Hafen" angekommen.
Ja, da hatte ich mich wohl etwas zu früh gefreut, denn "Messer" beginnt gleich mit der Trennung zwischen Harry und Rakel.
Aber was für ein Mann wäre Harry Hole in einer festen und sicheren Beziehung mit Rakel?
Er wäre Dozent, trocken, ruhig, solide, gefestigt.
Ist das der Harry Hole den wir lesen wollen?
Wahrscheinlich eher nicht. Wir wollen Hole zwischen Abstinenz und Delirium, zwischen Genialität und tiefster Depression. Wir wollen Hole in Betten von Frauen, die sich nach ihm verzehren, aber nie ganz bekommen können, weil ein Teil seines Herzens immer Rakel gehören wird und wir wollen Hole wild und ungebunden.
Genau so wie wir Harry Hole wollen, stapft er 576 Seiten durch "Messer" und bringt die Welt seiner Freunde und der Osloer Kriminellen gehörig durcheinander.
Jo Nesbø hat den Balanceakt zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Verbindlichkeit und Ungebundenheit bei seiner Hauptfigur Harry Hole fast bis zur Perfektion ausgearbeitet und wieder einmal war ich überrascht wie lebendig und berührbar Nesbøs Figuren wirken.
"Messer" ist so aufgebaut, dass es durchaus auch der letzte Krimi um Harry Hole sein könnte, ich hoffe aber, dem wird nicht so sein.
"Messer" ist wieder ein sehr spannender und hervorragend geschriebener Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite förmlich aufgesaugt hat.

Ich habe das Glück und besitze ein Ticket für Jo Nesbøs Lesung auf der Frankfurter Buchmesse und bin schon sehr gespannt was Jo Nesbø mit eigenen Worten zu Hole und der Geschichte in "Messer" zu sagen hat.