Ein Buch über Wunder - aber nicht so wunderbar wie erhofft

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boerdeschmetterling_liest Avatar

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Ralf Isaus frühere Werke, und auch die Leseprobe, ließen mich bei „Messias“ auf ein spannendes Lesevergnügen hoffen, dass jedoch nicht in die klischeehaften Verschwörungstheorien a la Dan Brown und Co. abzudriften droht. Leider wurde diese Hoffnung nur bedingt erfüllt.

Zunächst scheint alles ein typischer Realitäts-Fantasy Mix nach Isau zu sein: Am Karfreitag schwebt ein Mann in einem kleinen irischen Dorf vom Kreuz, er weist die typischen Kreuzigungswunden auf und spricht nur hebräisch – der wiedergekehrte Messias? Der Vatikan schickt seinen Sonderermittler Hester McAteer, welcher von Natur aus ein Skeptiker ist, in sein ehemaliges Heimatdorf um den Vorfall zu untersuchen: Echtes Wunder oder raffinierte Täuschung? Während seiner Ermittlungen wird Hesters Skepsis mehrmals auf die Probe gestellt, denn dieses vermeintliche Wunder zieht weitere Ereignisse nach sich…Ein weiterer Handlungsstrang befasst sich mit einem Fluch, der einst auf einen Mönch gelegt wurde: Um die Tötung eines kleinen Jungen „wieder gut zu machen“ muss dieser 100 Wunder wirken – schafft er es nicht, geht der Fluch über auf seine Nachkommen, bis die 100 Wunder getan sind. Naheliegend, dass dieser Fluch ausgerechnet den Vater von Hester und ihn selbst betrifft…

„Messias“ lässt sich gut und flüssig lesen, Isaus Schreibweise zieht den Leser in seinen Bann, wenngleich sie an einigen Stellen etwas langatmig wirkt. Leider trifft dies nicht nur auf die Schreibweise zu, sondern auch auf die Geschichte an sich. Sie erscheint mir zwar etwas origineller als viele andere Vatikan-Verschwörungsthriller und doch ist es für meinen Geschmack alles etwas zu dick aufgetragen ein. Neben alten Familiengeschichten, die der vatikanische Sonderermittler natürlich in seinem Heimatdorf noch zu lösen hat, erscheint auch die eigentliche Handlung eher platt. Auf mich macht es den Eindruck, als hätte Isau versucht so viele handlungstechnische „special effects“ wie möglich einzubauen und dabei den Sinn für die Feinheiten, die er in früheren Werken einbaute, verloren. Darauf deutet für mich auch der sehr erzwungene Einbau der (mehr oder weniger) aktuellen Diskussion um die Rücknahme der Exkommunikation einiger Bischöfe der Pius-Bruderschaft und deren Gründer Lefebvre hin, die für die Handlung des Buches völlig ohne Bedeutung ist. Die Nebenhandlung, mit der das Buch eingeleitet wird, entspricht deutlich mehr dem, auf was ich gehofft habe, geht aber leider in der unruhigen, viel zu schnellen Handlung um den wiedergekehrten Messias unter.

Insgesamt muss ich leider eingestehen, dass meine Erwartungen an dieses Buch enttäuscht wurden, obwohl (oder gerade weil?) ich frühere Werke von Ralf Isau sehr schätze. Die ganze Handlung wirkt auf mich überkonstruiert und die handelnden Personen bleiben flach und eher uninteressant. Allerdings lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen, als nette Nebenbei-Lektüre, ohne allzu viel davon zu erwarten sicher ganz annehmbar.