Zwischen Glaube und Vernunft ...

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„Es gibt keine echten Wunder, sondern nur unerklärte Phänomene“ Dies ist das Motto von Hester McAteer, dem „schärfsten Kettenhund seiner Majestät“, einem ausgewiesenen Wunderskeptiker (Ralf Isau Fans dürften ihn noch von seinem Kurzauftritt in „Die Dunklen“ her kennen),  der für den Vatikan weltweit Wunder untersucht. Und mit einem solchen hat er schon bald in seiner alten irischen Heimat, nämlichen in seiner Geburtsstadt mit dem unaussprechbaren Namen Graiguenamanagh zu tun. Dort ist nämlich ein Mann, der sich selbst Jeschua nennt und Hebräisch spricht, vom Kreuz gestiegen und wirkt Wunder.

Für Hester kann es solch ein Wunder natürlich nicht geben und deshalb macht er sich vom Vatikan in seine Heimat auf, um das Wunder rational zu erklären und dem Schwindler das Handwerk zu legen. Doch je länger der Wundermacher in seiner Heimat verweilt, desto häufiger treten unerklärbare Mirakel auf und er scheint schon bald am Ende seines rationalen Verstandes. Handelt es sich vom Jeschua vom Kreuz tatsächlich um den wiedergeborenen Jesus oder liegt die Welt nur einem gigantischen Schwindel auf?

Kann ich glauben was ich sehe oder kann ich sehen, was ich glauben will? Mit dieser philosophischen Fragestellung hat sich der vatikanische Sonderermittler herumzuschlagen und muss sich nun zwischen dem Glauben an echte Wunder oder der vernünftigen Erklärung des Schwindels entscheiden. Für Hester steht seine Wahl fest und so muss er sich durch Intrigen und Gefühle für längst verloren Geglaubte kämpfen, um die Wahrheit herauszufinden.

Das Thema mag viele einen Dan-Brown artigen Thriller vermuten lassen, doch wer Ralf Isau kennt, der weiß, dass man von ihm einen mainstreamigen Kirchenverschwörungsthriller nicht zu erwarten braucht! Fernab von tausendmal gelesenen Thrillern entspinnt Isau eine spannende Geschichte, die bei mir zu keiner Zeit Langweile aufkommen ließ und sehr originell war. Der Zweifel des Paters war gut nachzuvollziehen und Isau beschreibt seine Charaktere glaubhaft und auch ihre geistigen Entwicklungen sind psychologisch glaubhaft gestaltet. Somit ist seine Geschichte höchst lebendig und spannend und bietet dem geneigten Leser jede Menge Platz für eigene Gedanken, da er auch aktuelle Ereignisse, z.B. die Wirren um die Wiedereingliederung der Piusbrüder und den Bischof Richard Williamson, mit seiner Geschichte verknüpft und diese so auch hochaktuell ist.

Gut gefiel mir zudem noch, wie Ralf Isau seine Bücher untereinander verknüpft. Seine Leser dürften die Pianistin Sarah d’Albis noch aus „Die Dunklen“ gut im Gedächtnis haben, die nun im „Messias“ wieder einen wichtigen Kurzauftritt hat. So ist für die Gestalten der jeweiligen Romane ihr literarisches Leben über das Romanende hinaus noch nicht zu Ende und es macht großen Spaß, dem literarischen Kosmos Isaus zu erkunden.

Insgesamt ein schlauer Kirchenthriller, der fernab des Mainstreams wandelt und den Leser fordert!