Das Leben ist kein Ponyhof

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Viele Kinder haben in jungen Jahren den großen Traum vom eigenen Pferd und versuchen ihre Eltern mit von diesem Traum zu überzeugen. In dem Buch "Mias Pferdewelt - Glaub an deinen Traum!" von Mia Bender mit Karen Christine Angermayer beschreibt die Jugendlichen Mia ihren Weg zum eigenen Pferd mit Tipps und Tricks der Reiterwelt.

Pferde gehören auch für mich zum Alltag dazu und durch meinen beruflichen psychologisch- pädagogischen Hintergrund war ich besonders gespannt, wie das Thema umgesetzt wurde.

Ein Blick auf das pinkfarbene Cover zeigt Mia mit ihrem Pferd Gini. Das hat ein bisschen was von dem typischen Mädchenreiterklisché. Jungen werden leider kaum im Buch angesprochen. Die filigranen Verzierungen wirken fröhlich und der Titel verheißt den jungen Lesern Wege, nicht nur an seinen Traum vom eigenen Pferd zu glauben, sondern auch, wie sich das Ganze umsetzen lässt. 

Mia hat einen YouTube- Kanal seit sie 10 Jahre alt ist und ist quasi, bedingt dadurch, dass auch ihre Mutter reitet, schon sehr früh in Kontakt mit den Pferden gekommen. Lobenswert ist, dass hier betont wird, wie ihre Eltern sie nicht nur dabei begleiten, sondern auch in den sozialen Medien schützen. Im Buch spricht Mia ihre Leser und Fans direkt an und erzählt in Ich-Form von ihren Erfahrungen. Schnell merkt man, dass das Buch immer mehr einer Autobiographie ähnelt. 

Anfangs wirkt dies noch spannend. Der Erzählstil ist flüssig und ist für die jungen Leser gut verständlich. Es lässt sich hier ein roter Faden erkennen, der sich jedoch im Laufe des Buches verläuft. Es wird zwar darauf eingegangen,  welche Überlegungen bei der Pferdehaltung wichtig sind, was man grundlegend Bedenken sollte und auch die Emotionen von Mia werden anfangs gut beschrieben, aber es fehlen wichtige Faktoren wie die Verantwortung, und die Angaben zu den doch oft sehr hohen Kosten. Pluspunkt ist, dass auch das Natural Horsemanship und der artgerechte Umgang angesprochen wird. Doch das, was man sich vom Buch erhofft, fehlt gänzlich: Es wird zwar beschrieben, wie Mia ihren Traum erfüllt bzw. erfüllt bekommt, aber leider nicht, wie genau sie das geschafft hat. Die wenigen Tipps, die sie gibt, sind nur oberflächlich angerissen und eine Motivation zum Traum erfüllen, die ist irgendwie nicht wirklich vorhanden,  wenn man gerade nicht das Glück hat, nicht nur von der Familie, sondern auch noch von zusätzlichen Trainern,  "YouTube-Stars" gefördert und unterstützt zu werden. Die Realität sieht bei vielen doch leider anders aus und der Weg zum eigenen Pferd kann mitunter nicht nur Jahre dauern,  sondern auch mit viel Disziplin, Verzicht auf andere Hobbies und jobben einhergehen. Die Reiterwelt ist eine teure Leidenschaft. 

Es wäre also wünschenswert gewesen,  wenn nach den Schilderungen von Mias eigenen Erfahrungen ein Kapitel mit wertvollen Tipps zur Umsetzung des Traumes gefolgt wären, die sich auch realistisch umsetzen lassen. 

Im weiteren Verlauf zeigt die Jugendliche auf, dass es nicht nur schöne Seiten im Zusammenhang mit den Pferden gibt, geht auf Erkrankungen, Probleme am Stall ein und schildert auch, dass manches zu unbedacht anfangs bei ihr und Gini war und was sie daraus gelernt hat. Interviews mit ihrer Reitlehrerin und anderer Youtuber der Reiterwelt sollen das Ganze ergänzen. Diese sind zwar informativ,  ziehen sich aber sehr in die Länge und wirken teilweise wie eine Werbemaßnahme.

Das Buch beinhaltet eine Fülle von Fotos, auf den meisten ist Mia selbst mit abgebildet und einiges wiederholt sich. 

Insgesamt betrachtet wirkt das Buch aus erwachsener Sicht leider zu stark nach einer autobiographischen Selbstdarstellung, bei dem Fokus nicht immer bei dem erhofften Thema liegt und mir persönlich zwischendurch realistische Fakten gefehlt haben. 

Gerade in der heutigen Zeit braucht es gerade im Kinder- und Jugendbereich authentische Bücher der  Pferdewelt, die das Wohl der Pferde nicht nur an erster Stelle setzen,  sondern auch realistische und umfangreiche Wege aufzeigen. 

Mias Pferdewelt mag sicherlich viele junge Leser begeistern, allein aufgrund der Tatsache, dass ihr täglich tausende von Youtuber folgen. Bemerkenswert ist, dass die fröhliche Jugendliche schon so früh ihr Ziel strikt verfolgte und es tatsächlich auch mit Unterstützung ihrer Eltern schafft, Verantwortung für ihr Pferd zu tragen. Man spürt beim Lesen die Verbindung zwischen Gini und ihr, wie sehr sie ihr Pferd liebt und betont auch immer wieder,  dass sie alles dafür tun würde.

Mias Pferdewelt ist ein Buch, dass ein Beispiel angibt, wie der Weg zum eigenen Pferd aussehen kann und gibt einen ersten Einblick in die Welt als Pferdebesitzer.