Potential verschenkt
Das Romandebüt der amerikanischen Sportlerin Sarah Crouch wird von vielen Seiten hochgelobt – Grund genug, einen näheren Blick auf ihr Werk zu wagen.
„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ beginnt in den 90-er Jahren. Zwei Angler entdecken in einer versteckten Bucht die junge Ärztin Erin, die sich offensichtlich suizidiert hat. Ein Abschiedsbrief lässt vermuten, dass Erin den Verlust ihrer kleinen Tochter nicht mehr ertragen konnte. Doch schnell gibt es Ungereimtheiten und bereits am nächsten Tag steht fest: Erin wurde ermordet. Wer ist der Täter? Und welches Motiv hatte er?
Etwa zwanzig Jahre zuvor in derselben Bucht:
Nakita und Elijah, zwei junge Liebende, geben sich ein Versprechen. Doch nur einer von beiden hält sich daran. Welche Rolle spielt diese Jugendliebe, die dort zerbrach, wo einundzwanzig Jahre später Erins Leben endete?
Die Geschichte wird fortlaufend auf diesen beiden Zeitebenen erzählt, die im Abstand von etwa zwanzig Jahren beginnen und gegen Ende des Buches zusammenlaufen.
Trotz Crouchs malerischem Schreibstil verliert sie sich immer wieder in Details, denen es an Relevanz mangelt. Dafür platziert sie signifikante Indizien so ungeschickt in der Handlung, dass spätestens in der Mitte des Buches ersichtlich wird, worauf das Ganze hinausläuft. An anderen Stellen wird leider viel Potential der Handlung verschenkt.
Insgesamt ist das vorliegende Buch ein wilder Mix aus Crouchs Ideen und zwei sehr bekannten Büchern, deren Titel den Inhalt von „Middletide“ verraten würde.
Irritierend ist rückblickend der Hinweis der Autorin – ganz am Anfang des Buches - dass es sich bei beschriebenem indigenen Reservat um Fiktion handelt. Irritierend deshalb, weil das Leben in besagtem Reservat kaum Relevanz für den vorliegenden Roman hat. Hier geht es wohl grundsätzlich um die in den letzten Jahren tabuisierte kulturelle Aneignung. Es lässt sich konstatieren, dass auch andere Leserinnen und Leser von diesem Hinweis ein wenig irritiert sind. Die Platzierung dieser Information darf also überdacht werden - sie impliziert, wonach man als Leserin oder Leser vergeblich sucht. Obendrein ist in der englischsprachigen Originalausgabe kein Hinweis dieser Art auf den ersten Seiten zu finden.
Das Cover des Buches ist schön, aber im Gegensatz zum amerikanischen Original ohne Bezug zur Handlung des Buches. Die Übersetzung ist stellenweise leider etwas holprig.
Unterm Strich ist „Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ ganz nett zu lesen, aber lange nicht so herausragend, wie es angekündigt wurde.
„Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ beginnt in den 90-er Jahren. Zwei Angler entdecken in einer versteckten Bucht die junge Ärztin Erin, die sich offensichtlich suizidiert hat. Ein Abschiedsbrief lässt vermuten, dass Erin den Verlust ihrer kleinen Tochter nicht mehr ertragen konnte. Doch schnell gibt es Ungereimtheiten und bereits am nächsten Tag steht fest: Erin wurde ermordet. Wer ist der Täter? Und welches Motiv hatte er?
Etwa zwanzig Jahre zuvor in derselben Bucht:
Nakita und Elijah, zwei junge Liebende, geben sich ein Versprechen. Doch nur einer von beiden hält sich daran. Welche Rolle spielt diese Jugendliebe, die dort zerbrach, wo einundzwanzig Jahre später Erins Leben endete?
Die Geschichte wird fortlaufend auf diesen beiden Zeitebenen erzählt, die im Abstand von etwa zwanzig Jahren beginnen und gegen Ende des Buches zusammenlaufen.
Trotz Crouchs malerischem Schreibstil verliert sie sich immer wieder in Details, denen es an Relevanz mangelt. Dafür platziert sie signifikante Indizien so ungeschickt in der Handlung, dass spätestens in der Mitte des Buches ersichtlich wird, worauf das Ganze hinausläuft. An anderen Stellen wird leider viel Potential der Handlung verschenkt.
Insgesamt ist das vorliegende Buch ein wilder Mix aus Crouchs Ideen und zwei sehr bekannten Büchern, deren Titel den Inhalt von „Middletide“ verraten würde.
Irritierend ist rückblickend der Hinweis der Autorin – ganz am Anfang des Buches - dass es sich bei beschriebenem indigenen Reservat um Fiktion handelt. Irritierend deshalb, weil das Leben in besagtem Reservat kaum Relevanz für den vorliegenden Roman hat. Hier geht es wohl grundsätzlich um die in den letzten Jahren tabuisierte kulturelle Aneignung. Es lässt sich konstatieren, dass auch andere Leserinnen und Leser von diesem Hinweis ein wenig irritiert sind. Die Platzierung dieser Information darf also überdacht werden - sie impliziert, wonach man als Leserin oder Leser vergeblich sucht. Obendrein ist in der englischsprachigen Originalausgabe kein Hinweis dieser Art auf den ersten Seiten zu finden.
Das Cover des Buches ist schön, aber im Gegensatz zum amerikanischen Original ohne Bezug zur Handlung des Buches. Die Übersetzung ist stellenweise leider etwas holprig.
Unterm Strich ist „Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ ganz nett zu lesen, aber lange nicht so herausragend, wie es angekündigt wurde.