Highlands mit Schwächen

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bücherliebe<3 Avatar

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Charlotte ist eine zielstrebige und bodenständige Frau, die ihre Pläne hartnäckig und vielleicht etwas stur verfolgt. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, das Anwesen Midsummer House von der alten Eigentümerin zu kaufen - auch wenn diese etwas exzentrisch ist und außergewöhnliche Bedingungen stellt. Eine davon ist, dass Charlotte drei Monate lang im Haus wohnen soll, während die Eigentümerin auf Reisen geht. Rob, der Neffe der Eigentümerin, ist Banker, jedoch gerade auf unbestimmte Zeit von seinem Job freigestellt, da man auf seine halb-legalen Geschäften gestoßen ist und nun Ermittlungen führt. Die neue Situation gepaart mit der vielen freien Zeit bringen ihn dazu, sein bisheriges Leben neu zu hinterfragen. So merkt er, dass er kaum echte Freundschaften hat und die Arbeit bisher den überwiegenden Teil seines Lebens ausmachte. Durch einen Zufall erfährt er, dass seine Tante Hilfe benötigt, und beschließt, ihr auf dem Anwesen zu helfen. So kommt es, dass das Midsummer House von Charlotte und Rob gemeinsam bewohnt wird. Zu allem Überfluss sind sie gar keine Fremden, wie sie aller Welt weismachen, sondern sich bei einem One Night Stand - absolute Premiere für Charlotte - bereits einmal begegnet...
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren erzählt, was das Ganze abwechslungsreich und interessant macht. Mit beiden konnte ich mich gut identifizieren und beide sind als Charaktere schön ausgestaltet, wenn auch mit klarem Fokus auf die plakativen Kerneigenschaften. Das Buch ist leicht lesbar, der Erzählstil liest sich flüssig. Allerdings braucht die Geschichte etwas, bis sie so richtig ins Rollen kommt. Erst nach ca. einem Drittel ziehen die beiden ins Midsummer House ein, obwohl man als Leser - auch durch den Klappentext - ja schon weiß, dass es darauf hinausläuft, und dort die Geschichte erst so richtig beginnt. Etwa ab der Hälfte wurde es dann meiner Meinung nach besser und die Ereignisse rund um das Zusammenleben beginnen.
Das Setting, die schottischen Highlands und dort der Ort Applemore, gefiel mir sehr gut und ist schön beschrieben sowie in die Geschichte eingebunden. Sehr gut gefallen hat mir vor allem die liebevolle Gestaltung der ganzen Personen aus Applemore und die idyllische Dorfgemeinschaft. Da konnte ich mich richtig gut hineinfühlen. Es handelt sich um den dritten Band einer Reihe rund um Applemore. Ich hatte jedoch die beiden ersten vorab nicht gelesen und das war kein Problem, man kann die Geschichte gut solitär lesen.
Inhaltlich gab es ein paar Stellen, an denen mir die Geschichte etwas unglaubwürdig vorkam. So zum Beispiel als die alte Eigentümerin ohne Zögern in einen dreimonatigen Urlaub aufbricht, obwohl sie vorher betont, dass Midsummer House mehr als ein Haus für sie ist und ihr viel bedeutet. Und der Moment, als Charlotte und Rob für sie beide unerwartet das erste Mal im Haus aufeinander treffen: Nach ein paar Sätzen ist die Sache für sie geklärt und es ist klar, dass sie beide dort wohnen werden. Da hätte ich ein bisschen mehr Diskussion erwartet. Insgesamt hätte man meiner Meinung nach aus der Storyidee an sich mehr rausholen können, es gibt kaum knisternde Momente, wenige Turns und wenig Unerwartetes. Auch schwächeln die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren, hier hätte ich mir etwas mehr Feuer gewünscht.
Fazit: Ein gut lesbares Buch für Zwischendurch, was jedoch leider nicht sein volles Potenzial ausschöpft und zu Beginn ein wenig langatmig ist. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und die Geschichte sowie den Ort gemocht. Insgesamt bin ich jedoch nicht so gefesselt, dass ich den Rest der Reihe unbedingt lesen möchte.