Eine besondere Herausforderung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
meggy_weltentaucherin Avatar

Von

Die namenlose Ich-Erzählerin wird von "Milchmann" gestalkt, kann sich jedoch niemandem anvertrauen. Was sollte sie überhaupt erzählen, da er sie nie berührt, nicht einmal anschaut? Außerdem misstraut jeder jedem und die Leute verbreiten Gerüchte übereinander. Da ist es besser, solche Dinge zu ignorieren und selbst zu klären.
Die Geschichte spielt während des Nordirlandkonflikts und verdeutlicht auf sehr eindringliche Weise die angespannte Stimmung zu dieser Zeit. Einige Handlungen sind vermutlich überzogen dargestellt, wie z.B. Eltern, die ihre Kinder verlassen, um Profitänzer zu werden und anschließend ihre eigene Adresse vergessen, weshalb sie dem Nachwuchs nicht schreiben können.
Ein starkes Stilmittel ist die Abwesenheit von Namen. Die Figuren sind nach ihrer Beziehung zur Ich-Erzählerin benannt oder haben von den Dorfbewohnern einen Namen zugewiesen bekommen. So gibt es zum Beispiel Vielleicht-Freund, Schwager 1, Jüngere Schwestern, Tabletten-Mädchen usw. Für mich wurde dadurch die Anonymität zwischen den Menschen und deren gegenseitiges Misstrauen verdeutlicht.

Ich muss zugeben, dass ich anfangs meine Schwierigkeiten mit dem Buch hatte, da ich keinerlei Bezug zu den geschilderten politischen Ereignissen habe. Zudem kommt die Handlung nur schleppend in Gang und die Erzählerin schweift in zahlreiche Nebenerzählungen ab. Außerdem gibt es oft lange Bandwurmsätze und auch an die nicht vorhandenen Namen muss man sich erst einmal gewöhnen. Dank der Leserunde wurden die politischen Hintergründe klarer und ich hielt durch, worüber ich im Nachhinein sehr froh bin, da mich der Roman ab der Hälfte doch noch begeistern konnte.