Kein Buch für Jedermann

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brenda_wolf Avatar

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Inhalt:
Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben – weltweit gefeiert und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize.

Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.

Meine Meinung:
Nach dem mich die Leseprobe richtig angefixt hatte, war ich sehr gespannt auf den „Milchmann“ von Anna Burns. Leider konnte mich das restliche Buch dann doch nicht begeistern.

Der Schreibstil ist tatsächlich außergewöhnlich, ja experimentell. Es gibt keine Namen, es gibt nur einen Milchmann, einen Schwager Drei, eine Älteste Schwester, einen Vielleicht-Freund, Irgendwer, McIrgendwas usw. Und das macht es für den Leser extrem schwer, sich an die Charaktere anzunähern. Als Schauplatz dachte ich zuerst an Israel, erst später wurde mir klar, dass wir hier im Nordirland der 70/80iger Jahre sind. Protestantische und katholische Gruppierungen in Nordirland radikalisierten sich. Gegenseitige Geisteshaltungen prallten aufeinander. Bürgerkriegsähnliche Zustände und Straßenkämpfe beherrschten den Alltag.

Die 18jährige Protagonistin erzählt ihre Geschichte fast emotionslos. Sie sucht nicht die Aufmerksamkeit, sie will nicht im Mittelpunkt stehen. Und doch gelingt es ihr nicht im Hintergrund zu bleiben. Mittelschwester, so wird die Protagonistin genannt, wächst als eines von zehn Geschwistern in einer katholischen Stadt in Nordirland auf. Die Menschen in der kleinen Stadt sind kleingeistig, stürzen sich auf Klatsch und Tratsch. Den liefert ihnen die Erzählerin ungewollt, nachdem ein älterer, verheirateter Mann ihr nachstellt.
Der Roman ist einesteils spannend, weil der Leser oft im Unklaren ist und versucht ist, alle Geheimnisse aufzudecken, auf der anderen Seite zieht sich die Geschichte endlos hin und ist oft quälend langweilig.

Fazit: Kein Buch für Jedermann. Vom Schreibstil her ungewöhnlich. Muss man mögen. Meinen Geschmack hat es definitiv nicht getroffen.