MINDEXX - Tödlicher IQ

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Ein Medikament, das die Gedächtnisleistung verbessert. Davon träumt die Welt, damit hat die Autorin einen Nerv getroffen. Um es gewinnbringend zu nutzen, werden Kinder entführt, trainiert und als lebendige Datenspeicher genutzt, was nicht ohne Nebenwirkungen (in jeder Beziehung) bleibt. Die Trainingsmethoden, die die Autorin detailliert und wirklichkeitsnah beschreibt, sind grausam. Und so werden sie auch dargestellt; die klaustrophobische Atmosphäre während der Isolationshaft und was sie mit den Probanden macht, ist so realitätsnah beschrieben, als sei die Autorin selbst einmal in dieser Situation gewesen. (Hoffen wir mal, dass sie hier nur gut recherchiert hat.). Würde das Ganze verfilmt, wäre dieser Film von der FSK sicherlich erst ab 18 freigegeben. Nichtsdestotrotz liest sich die Story wie ein Jugendbuch, wohl vor allem deshalb, weil die Protagonistin und Ich-Erzählerin und einige andere Figuren Kinder und Jugendliche sind. Die Autorin erzeugt ihre Spannung ganz geschickt durch Ungewissheit, sie deckt Zusammenhänge nur langsam auf. Die Nerven des Lesers dürfen jedoch zwischendurch auch mal aufatmen, denn sie bekommen durch eine zweite Erzählebene kurze Entspannungspausen gegönnt. Die Protagonistin, die zwischenzeitlich nach Hause zurückgekehrt ist, erzählt die Geschichte ihrer Entführung einem Schulkameraden. Doch diese zweite Handlungsebene, die anfangs die Hälfte der Erzählung ausmacht, verliert im Laufe des Buches immer mehr an Bedeutung und wird schließlich auf einzelne Absätze reduziert, d.h. sie bildet nur noch einen (dünnen) Rahmen für die Rückschau der Ich-Erzählerin. Trotzdem wird sie ganz geschickt für den Spannungsaufbau verwendet. Manchmal hakt die Logik ein bisschen, na gut, ist halt Fiktion. Was mir allerdings ganz und gar nicht gefallen hat, ist die Texteinteilung der Autorin. Sie sollte sich angewöhnen, bei Szenenwechseln wenigstens Absätze zu machen, wenn sie schon keine neuen Kapitel beginnt. Ihre Gedankensprünge, die mitten im Fließtext kommen, lassen alles ein bisschen sehr holprig erscheinen. Nach einem Absatz weiß der Leser, dass jetzt was Neues kommt, hier wird er vom Szenenwechsel regelrecht überfallen. Das flüssige Lesen wird erheblich behindert. Ich frage mich, wo der Lektor mit seinen Gedanken war, als er diesen Text korrekturgelesen hat. Das hätte nicht sein müssen, man hätte das leicht korrigieren können, es verdirbt den Spaß an dem Buch ziemlich. Trotzdem für die gute Idee und die ansonsten sehr gute Umsetzung 4 Sterne.