Kalt und dunkel

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heroemil Avatar

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Mir fällt es schwer, das Buch „Minus 22 Grad“ als Psychothriller anzusehen.
Die ersten Seiten bedienen noch alle Klischees dieses Genres. Ein packender Einstieg in die Geschichte, als die Protagonistin Laura auf einer einsamen Straße durch den verschneiten Wald von einem Auto verfolgt wird und schließlich auf der eisglatten Fahrbahn mit ihrem Fahrrad zu Fall gebracht wird. Entsprechend den Erwartungen an einen Thriller lassen erste Gedanken schnell an einen Unfall mit Fahrerflucht denken. Doch es kommt anders.
Laura wacht in einem allseits geschlossenen Käfig mit durchsichtigen Wänden auf. Ein Entkommen scheint unmöglich.
Die Kälte der Nacht und der zugefrorene See vom Titelbild lassen mich sofort an eine Unterwasserkuppel unter der Eisdecke denken. Eine für einen Psychothriller durchaus gruselige Situation. Doch die Geschichte von Quentin Peck entwickelt sich entgegen meinen Vorstellungen anders. Laura bleibt vorerst verschwunden.

Die Protagonistin eines weiteren Handlungsstrangs ist Ariane Sternberg. Sie lebt, von der übrigen Welt enttäuscht, völlig zurückgezogen allein im Wald und trifft auf Tom, dem sie das Leben rettet, als dieser beim Schlittschuhlaufen durchs Eis des Sees bricht. Es entwickelt sich ein rätselhaftes Verhältnis.
Ein weiterer Handlungsstrang ist die Geschichte der Polizisten Lukas und Berit. Beide haben beschlossen, Cold-Cases-Verfahren aufzugreifen die ähnlich abgelaufen sind.
Auch das Verhältnis dieser Nebencharaktere birgt ihre Geheimnisse.

Der Roman von Autor Quentin Peck kommt anfangs nur zögerlich in Fahrt. Erst ab der Mitte des Buches nähern sich die Handlungsstränge, allerdings bildeten Teile der Geschichte keine schlüssige Verbindung. So zum Beispiel die Geschichte von Iris mit ihrer autistischen Tochter Hannah und dem gewalttätigen Ehemann Michael. Auch die eingeschobenen Tonaufzeichnungen konnte ich nicht einordnen.

Der Roman hat meines Erachtens das Potential für mehr Spannung, da der ausweglosen Situation von Laura in ihrem Gefängnis zu wenig Beachtung geschenkt worden ist.
Dennoch ist es eine spannende gruselige Geschichte, wobei die Krähe „Hugo“ eine nicht uninteressante etwas mystische Nebenrolle spielt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und die parataktischen Sätze fand ich äußerst lesenswert.
Besonders schön fand ich die Schilderungen der Sinneswahrnehmungen der Natur und die Einflüsse des Wetters auf die Protagonisten.
„Minus 22 Grad“ von Quentin Peck fand ich gut leserlich und spannend geschrieben.

Ich hoffe auf mehr von diesem Autor.