Wer trägt die Schuld?

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signalhill Avatar

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Es gefällt mir gut, dass Angie Kim in "Miracle Creek" viele autobiographische Informationen verarbeitet zu haben scheint. Sie ist Koreanerin, sie ist ebenso wie die Familie in ihrem Roman aus Korea nach Amerika gekommen, sie kennt sich aus mit der mir fremd scheinenden Art von Sauerstofftherapie (soweit ich weiß, atmet man den hier aus einem Gerät ein, muss nicht in einen Tank, der hochexplosiv ist). Und so nimmt man ihr ab, dass auch die Eindrücke der Familie Young im kleinen, sehr amerikanischen Ort Miracle Creek viel von der Assimilation der Koreanerin Angie Kim vermitteln. Somit spricht sie vermutlich auch für viele andere, die erst dachten, ein Neuanfang in den USA wird leicht.

Das Thema des Buches selbst scheint aber erstrangig die Gerichtsverhandlung um die Explosion des Sauerstofftanks zu sein. Das mutet etwas merkwürdig an, denn nach dem Anfang des Buches ist der Leser sich vermutlich sicher, dass Paks Frau selbst die Katastrophe herbeigeführt hat, hat sie sich doch den Wecker gestellt, dann aber über der Suche der Batterien den Aus-Knopf vergessen.

Das Buch scheint sich hauptsächlich um die Gerichtsverhandlung zu drehen, die nach und nach alle Geheimnisse ans Licht bringt. Der Roman ist aber der ersten Seite spannend, und vor allem die Zwischentöne finde ich sehr spannend, z.B. die Schilderung der Freundlichkeit der Menschen in Miracle Creek, die sich dann aber nur als Höflichkeit herausstellt, um die eigentliche Distanziertheit und Unfreundlichkeit der Menschen zu verbergen. Ähnliches habe ich auch erlebt, daher fühle ich mich dem Buch sehr verbunden.

Grandioser Anfang, Frau Kim - gern möchte ich "Miracle Creek" vorablesen!