Die halbe Wahrheit ist meistens eine ganze Lüge!

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straßenprinzessin Avatar

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“... aber das war die Crux, wenn man log: Man musste hier und da ein paar Brocken unrühmlicher Wahrheiten einstreuen, quasi als Köder, um von den Dingen abzulenken, die man wirklich verbergen wollte.“ (S. 316)

Puh, die Autorin A. Kim hat eine Geschichte geschaffen, die aus vielen kleinen Geschichten besteht und einem am Ende komplett an die Menschheit zweifeln lässt, einen aber auch einen kleinen Funken Hoffnung schenkt!

Der Roman teilt sich in 5 Teile, die aufeinander aufgebaut sind. Es geht mit dem “Vorfall“ los, zieht sich über “4 Gerichtstage“ zum “Danach“ hin. Dabei kommen mehrere Personen im konstanten wechsel zu Wort, die ihre öffentliche und ganz private Wahrheit nach und nach preisgeben.
Leider gibt es dabei überhaupt keinen Sympathieträger.
Jeder in dieser Geschichte ist mit der Wahrheit so sehr auf Kriegsfuß, dass das ganze einfach keinen emotionalen Wert mehr hat. Es geht um Menschenleben, manche haben es bereits verloren, manche könnten es noch verlieren und trotzdem hat es mich kein bisschen berührt. Der Schreibstil ist dabei nicht mal wirklich schlecht, manchmal sogar fast poetisch, mit Verzweiflung, Weltschmerz, Vermissen, Bedauern und Bereuen, Trauer und nur selten Glück, schafft die Autorin eine ganze Emotionspalette für ihre Figuren, die aber alles mit ihrem Egoismus kaputt gemacht haben.
Das ist wirklich Schade, wo der Verlauf an sich dennoch ganz interessant war.
Der Staatsanwalt und die Anwältin von Elizabeth haben tolle Tricks drauf, es gibt viele Wendungen und nach hinten raus wurde meiner Meinung nach die Geschichte immer spannender, auch wenn es mich nicht immer gefesselt hat.
Der Klappentext fasst die ganze Geschichte, die wegen der ganzen Lügen und egoistischen Eigenheiten 503 Seiten lang ist, in ein paar Sätzen zusammen. Manchmal vorhersehbar, manchmal überraschend.
Der “Roman über die Wahrheit“ hat viele Eigenheiten, manche haben mir gut gefallen, manche waren mir trotz ihrer eigentlich starken Bedeutung zu Bedeutungslos.
Mir fällt es schwer diese Geschichte zu bewerten, ich werde es nicht noch einmal lesen, aber ich bereue es auch nicht, meine Zeit damit verbracht zu haben.
ICH vergebe 3 Sterne, die goldene Mitte, und kann alle Bewertungen darüber und auch darunter etwas nachvollziehen.

“Denn gleichschenklige Dreiecke mit drei exakt gleich langen Seiten gab es nur in der Theorie, nicht im echten Leben.“ (S. 353)

P.s. Das Cover ist real weniger wirr und fängt so manche geschilderte Situation gut ein.