Es wird seinen Eindruck hinterlassen.

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Bevor ich das Buch angefangen habe, habe ich in einer Rezension gelesen, dass man dieses Buch mögen oder hassen kann, aber es wird seinen Eindruck beim Leser hinterlassen – und genau dem kann ich nur zustimmen.

Und doch habe ich ein wenig Probleme, eine eigene Rezension zu verfassen. Und zwar nicht, weil ich keine Gedanken zu dem Werk habe, sondern weil es für mich wenig zu kritisieren gibt (was ja bekanntlich super Stoff für eine Rezension ist). Trotzdem werde ich versuchen, alle Punkte abzudecken, wahrscheinlich weniger im Fließtext als ich es mir wünschen würde und eher wie eine Liste, die ich abhake.

Die Handlung an sich ist meiner Meinung nach perfekt. Das Buch wurde mir von verschiedenen Seiten als Thriller / Krimi, aber auch als Roman vorgestellt – Im Endeffekt ist es eine Mischung aus beidem. Der Plot, den man eher einem Thriller zuordnen kann, also der Tod der Patienten in der Kapsel, ist so gut konstruiert, dass er nicht nur völlig glaubwürdig ist, sondern den Leser wirklich mit jedem Kapitel in eine neue Richtung lockt und ihn auf einen neuen Verdächtigen einschiessen lässt. Dabei ist es jedoch kein Sprint, bei dem man nur auf drei Seiten brisante Neuigkeiten erhält, sondern eher ein Marathon, der immer wieder mit neuen Geheimnissen aufwartet, die bisher ungelüftet blieben. Das Ganze ist so dicht und wird nur noch durch die Aspekte bereichert, die ich einem Roman zuordnen würde. Nämlich die verschiedenen Sichtweisen, die wir an den aufeinanderfolgenden Prozesstage erleben. Sie geben Einblick in die unterschiedlichen Charaktere und Lebensgeschichten, die uns oft verborgen bleiben, ohne dabei zu überdramatisch oder unglaubwürdig zu wirken.

Und genauso zwiespältig wie vielleicht das Genre ist, ist auch der Schreibstil. Er ist nicht gestelzt literarisch, aber auch nicht blutig und effekthaschend. Wie das ganze Buch fühlt er sich echt und passend an, ohne dabei langweilig oder simpel zu wirken. Angie Kim schreibt gefühlvoll und vor allem mit Respekt für ihre Figuren und deren Taten, ohne dabei den Leser, seine Spannung und einen hochwertigen Schreibstil zu vergessen.

Ich war mir nach dem Lesen etwas unschlüssig, ob das Thema des Autismus in diesem Buch angemessen behandelt wurde, habe aber aus Rezensionen anderer geschlossen, das dem wohl besonders durch seinen objektiven Standpunkt so wäre. Ein weiteres interessantes und unbekanntes Thema, dass angesprochen wird, ist das Leben koreanischer Familien in den USA: für mich eine Neuentdeckung, über die ich jedoch noch viel mehr erfahren will.
Als einziges hat bei mir somit ein wenig die Affäre zwischen Matt und Mary angestoßen, aber auch dies habe ich als Teil des Plots akzeptiert und je näher man dem Ende kommt, desto deutlicher wird, dass auch dies wichtig ist für die Handlungsweisen der Figuren, die vielleicht auf den ersten Blick unverständlich erscheinen.

Das Buch endet nicht mit einem Knall und hat zwar kein offenes Ende, zeigt aber, dass so wie man schon während des Lesens feststellen musste, es immer weitergeht. Für mich war es ein hervorragendes Buch, dass ich zwar nicht ohne Bedenken jedem empfehlen kann, aber für mich definitiv ein Highlight ist und mich voller Erwartung auf das nächste Buch der Autorin warten lässt – 5 Sterne.