Nach dem Vorfall

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bavaria123 Avatar

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"Ein spannendes Cover hat das Buch...schaue ich in den Himmel zwischen den Zweigen eines Baumes und sehe die Sterne oder habe ich meinen Blick nach unten gerichtet und habe eine Pfütze vor mir?"
Das war mein erster Eindruck, als ich das Buch erstmalig gesehen habe. Und jetzt nach dem Lesen empfinde ich das als wirklich guten Einstieg, denn der Perspektivenwechsel ist ganz beherrschend für "Miracle Creek".

Doch mal ganz der Reihe nach...

Die Autorin Angie Kim kannte ich bis vor den ersten Berührungen mit ihrem Buch nicht. Kein Wunder, denn es ist ihr Erstlingswerk nach ihrem Jurastudium und der Arbeit als Anwältin.

Ihr Studium und ihre erste Berufstätigkeit spielen sich auch in dem Buch wider...
2008 geschieht in Miracle Creek, Virginia ein Unglück bei dem Kitt, eine Mutter von fünf Kindern, und der kleine Junge Henry sterben.
Das Buch beschreibt den viertägigen Prozess, der ein Jahr später beginnt.

Dabei sind wir als Leser mittendrin in diesem Prozess. Die großen Kapitel sind die Prozesstage, die kleinen sind dann die jeweiligen Aussagen der beteiligten Personen. Das ist so sehr gut gestaltet, denn die Spannung steigt. Wer trägt zur Wahrheitsfindung bei und was ist nun wirklich passiert an jenem Tag im Jahr 2008? Hat Elizabeth Ward durch den Brand ihren Sohn Henry getötet?

Stilistisch finde ich die Einteilung in die Prozesstage sehr gut gelungen. Durch die wechselnden Erzählperspektiven wird man immer tiefer in die Geschichte hinein gesogen.
Manchmal wurde mir etwas zu ausführlich in die Tiefe gegangen, was ein wenig langatmig war. Es hat den Lesefluss aber nur wenig beeinträchtigt.

In dem Buch geht es nicht nur um die Schuldfrage am Tod zweier Menschen, sondern auch um die Erfahrungen und Entbehrungen von koreanischen Einwandererfamilien in den USA, um kranke und behinderte Kinder, um die Sauerstofftherapie und auch um ein Geflecht von Wahrheiten, Geheimnissen, Lüge, seelischen Erschütterungen und Ehrlosigkeiten.

Letztlich haben mich die etwa 500 Seiten ausgesprochen spannend unterhalten, mit kleinen zu überlesenden Ausschweifungen. Empfehlen kann ich das Buch aber sehr gern und würde auch ein weiters Buch der Autorin lesen wollen.