Perfekt konstruiert

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lifeistardisblue Avatar

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In einer Kleinstadt in den USA betreibt eine koreanische Familie zu Therapiezwecken eine Überdruckkammer. Genutzt wird dieses Angebot überwiegend von Eltern mit behinderten Kindern. Während einer Einheit ereignet sich ein Brand der Sauerstofftanks, bei dem ein Kind und eine Mutter ums Leben kommen.
Der darauffolgende Prozess wird schließlich zur Zerreißprobe für alle beteiligten Personen und beleuchtet menschliche Beweggründe von allen Seiten.

"Miracle Creek" von Angie Kim kommt mit einem optischen Knall daher. Der Schutzumschlag ist wunderschön gestaltet und wirkt durch die Einprägung des Titels sehr hochwertig.

Kims Roman behandelt verschiedene Gruppen am Rande der amerikanischen Gesellschaft. Dabei wagt sich die Autorin teilweise sehr behutsam, aber auch klar und direkt an die Themen heran. So zeigt sie zum Einen den beschwerlichen Weg der Immigration - jenseits der bürokratischen Hürden - und zum Anderen wie wenig sich Denkprozesse im Umgang mit Menschen mit Behinderungen verändern. Vorherrschende Betrachtungsweise des Menschen an sich bleibt die medizinische, die Fehler und Mängel sieht, die es zu beseitigen, beheben un heilen gilt.

Der sprachliche Stil der Autorin passt sich dabei sehr passend der Situation an; kann sowohl fein sein und sehr plastische Bilder zeichnen, als auch derb und direkt.
Der Aufbau ist dabei perfekt gewählt. Jedes Kapitel beschreibt und erzählt die Perspektive einer beteiligten Person. Auf diese Art werden der lesenden Person Stück für Stück Zusammenhänge und Hintergründe der Katastrophe klarer. Diese Entwicklung geht nicht ohne Qual vonstatten und zeigt auch besonders deutlich: jede Situation und auch jede Person ist mehrdimensional.

Fazit: Dieser Roman ist definitiv ein Highlight. Er ist gut durchdacht und wagt sich an Themen abseits der Wohlfühlzone. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus!