So dermaßen vielschichtig

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„Miracle Creek“ mutet an wie der typische Gerichtsroman, 464 Seiten gefüllt mit Verhandlungen, Befragungen, hoffentlich Geständnissen und allem, was zum Rechtswesen gehört. Der Inhalt offenbart sich jedoch erst einmal mit einem großen Knall, es gibt eine Katastrophe ohne Schuldigen.

Stück für Stück ergründet man anhand verschiedener Sichtweisen und einer Menge Charakteren, die eigene Kapitel bekommen, wie es zu der Explosion kommen konnte. Dabei entfalten sich Familienschicksale, die sehr ans Leserherz gehen. Man fühlt mit vielen – bei weiten nicht allen - Personen mit, leidet an Schicksalsschlägen und steckt mit ihnen gemeinsam in der ein oder anderen Klemme. Es kommt leider häufig zu Verwirrungen bezüglich der Personenkonstellationen im Laufe der Handlung; Es passiert viel, was unwichtig erscheint und dem nachher eine größere Bedeutung zugeschrieben wird. Dadurch verliert der Leser den Bezug zu den Verhältnissen: Wer fühlt was? Wer macht wem Anschuldigungen? Wer ist auf wen böse?

Meiner Meinung nach hätte man insgesamt 20-30 Seiten rauskürzen können, in denen „Belangloses“ passiert, was die Handlung nicht vorantreibt und den Spannungsbogen stark abflachen lässt. Dennoch ist „Miracle Creek“ ein beachtenswerter, durchaus lesenswerter Debütroman, aus dem man als Leser einige Lebensweisheiten herausziehen kann.