Spannend und tiefgründig bis zum Schluss

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pixelina71 Avatar

Von

Eine koreanische Familie wandert nach Amerika aus und gründet in dem verschlafenen Städtchen Miracle Creek eine kleine Praxis für Sauerstoffbehandlung. Der Familienbetrieb läuft gut, bis eines Tages die Anlage in Flammen aufgeht und zwei Menschen sterben. Es kommt zur Gerichtsverhandlung, bei der zunächst klar zu sein scheint, wer für das Feuer verantwortlich ist, aber je länger der Prozess dauert, desto mehr Abgründe tun sich bei den Beteiligten auf...

Eigentlich gehören Gerichtsromane nicht zu meiner bevorzugten Lektüre, mit der koreanischen Kultur habe ich mich zuvor noch nie befasst, geschweige denn schon einmal etwas von HBO-Therapie gehört. Warum mich diese Geschichte trotzdem vom ersten Moment an gefesselt hat? Weil Angie Kim es schafft, jedem der Charaktere Leben einzuhauchen, weil sie mich in deren Alltag und deren Gedankenwelt mitnimmt und mitfühlen lässt.

Jeder der sieben Hauptpersonen hat ihre Last zu tragen, hat ihre guten und schlechten Seiten und jede fühlt sich durch ihr Handeln irgendwie für die Tragödie verantwortlich. Aber kaum habe ich als Leser eine Vermutung, wer das Feuer gelegt haben könnte, kommt mir ein anderer Protagonist mit seiner Sichtweise in die Quere und ich bin wieder verunsichert.

Im Laufe der vier Verhandlungstage kommt vieles ans Licht, der Grat zwischen Wahrheit und Lüge ist schmal und einige sind bereit, alles für den anderen zu opfern. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse und die Auflösung lässt mich sehr ergriffen zurück.

Der eindringliche Erzählstil der Autorin hat mich in ihren Bann gezogen und die Geschichte bei mir noch lange nachwirken lassen. Ein ganz tolles Erstlingswerk!

P.S.: Eine Verfilmung könnte ich mir hier sehr gut vorstellen!