Märchen vs. Realität

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hossefrau Avatar

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Der Fantasy-Roman "Mirror: Weiß wie Schnee" von Lucia Herbst beschäftigt sich damit, ob die Bösen im Märchen immer so böse sind wie sie vordergründig dargestellt werden oder ob sie nicht eigentlich auch lieber Gutes tun würden bzw. könnten.
Die junge Ärztin Lena wacht nach einer Kopfverletzung in Schneewittchens Märchenschloss auf. Die Figuren dort ähneln alle Personen, die sie im echten Leben kennt. Es wird daher zunächst der Eindruck erweckt, dass Lena träumt. Sie muss erkennen, dass sie die Rolle der bösen Stiefmutter eingenommen hat und beschließt, nur Gutes zu tun, damit sie wieder in ihre Welt zurückkehren kann. Denn dort hat die echte Stiefmutter wiederum ihren Platz eingenommen und richtet einen Schaden nach dem anderen an. Dies kann Lena durch den Spiegel an der Wand verfolgen und auch mit ihrer Doppelgängerin in Kontakt treten, die gar keine Anstalten macht, ins Märchen zurück zu kehren. Wieso dies so ist, deckt Lena und nach auf, wobei sie Hilfe von Schneewittchen und vermeintlichen Bösewichten erhält.
Überraschend ist dabei, dass diese gar nichts Böses mehr tun wollen bzw durch die Märchen dazu gezwungen werden, Immer wieder dasselbe zu tun. Man selbst wartet beim Lesen auch darauf, dass etwas Schlimmes passiert und sie nur so getan haben, als würden sie Lena helfen wollen. Genauso wie der Leser erkennt auch Lena, dass wir durch die Märchen in unserer Kindheit so geprägt wurden, dass es ganz klar Schwarz und Weiß gibt!
Es ist auf jeden Fall eine spannende Idee der Autorin, diese "Kindheitstraumata" einmal aufzulösen. Zum Schluss geschieht dies leider etwas konstruiert und wird schnell erklärt. Dennoch freue ich mich auf weitere Bände dieser Reihe.