Appell zum Hinterfragen

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Bei Michaela Coels "Misfits" handelt es sich um ein Plädoyer, das die Autorin im Jahre 2018 bei der "MacTaggart Lecture" erstmalig präsentierte. Eine kurze Einleitung und ein Epilog geben ihrer Rede einen Rahmen, der den Hauptteil vorbereitet und später reflektiert.

Inhaltlich geht es um "Misfits", also Außenseiter*innen, die wie die Autorin selbst versuchen, gehört zu werden. Coel erzählt aus ihrem eigenen Leben, erläutert ihren Werdegang und die dazugehörigen Höhen und Tiefen. Hauptsächlich dreht es sich dabei um ihre Erfahrungen in der Film- und Fernsehbranche, die letztendlich auch zur Veranschaulichung ihrer Kritik dient.

Von Anfang an bekommt man das Gefühl, direkt angesprochen zu werden, was die Autorin womöglich auch beabsichtigt: Sie möchte, dass jede*r mal in sich selbst reinhört, sich Fragen stellt, sich aber auch hinterfragt. Auf sprachlicher Ebene begegnet man einem lockeren Schreibstil, der aber manchmal etwas erzwungen wirkt; liegt wahrscheinlich am Übersetzen von englischsprachigem Slang.

Insgesamt würde ich sagen, dass Coels "Manifest" durchaus einen wunden Punkt in der Gesellschaft anspricht und sie grundsätzlich richtige und reflektierte Überlegungen formuliert. Lesenswert ist es defintiv, aber durch seine Kürze nicht unbendingt kaufenswert. Dafür hätte es meiner Meinung nach noch ausführlichere Reflektion geben müssen, vor allem da ich mir sicher bin, dass Coel mehr als nur fähig dazu ist.