Die Selbstbehauptung der Misfits

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friedchn Avatar

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In "Misfits - ein Manifest" schreibt die Autorin Michaela Coel über eine Rede, die sie vor Menschen aus der Entertainmentbranche hielt. In diesem Vortrag berichtet sie von ihrem Leben als Schwarze Frau, die in London in Armut aufwuchs und wie sie zur Schauspielerin und Autorin wurde. Auf fesselnde Art, und ohne sie explizit zu benennen zu müssen, erzählt sie von erlebter intersektionaler Diskriminierung, Gewalterfahrungen und den fehlerhaften, unterdrückenden und ausbeuterischen systemischen Gegebenheiten.

In diesem System ist sie ein Misfit, also als jemand der nicht hineinpasst und sich in vielen sozialen Situationen nicht zugehörig fühlt. Trotzdem hat sie schon früh erkannt, dass sie nicht allein, dass es viele Misfits gibt. Das gibt ihr die Kraft, in den Widerstand zu gehen, das System zu kritisieren und durch das Einbringen verschiedener Perspektiven und das Üben von Transparenz und Selbsttransparenz einen systemischen Wandel und ein Umdenken anzustoßen.
Dabei betont sie allerdings auch die Relevanz des Selbstschutzes und erkennt coping mechanisms wie Verdrängung als wichtigen Teil dessen an.

Michaela Coel geht in diesem Buch durch ihr eigenes Trauma, ihren Schmerz und leistet eine Menge emotionale Arbeit, bei der die Lesenden sie begleiten können. Sie schafft es, in die Selbstbehauptung zu gelangen und inspiriert ihr Publikum zum Zuhören und Dazulernen.

Mich hat das Buch so sehr gefesselt, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Ihre Geschichte ist es wert, gehört zu werden! Mein einziger Kritikpunkt: leider werden rassistische Beleidigungen reproduziert und wird das N-Wort ausgeschrieben.