Einer Motte gleich

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„Misfits“ von Michaela Coel ist ein Vortrag, den sie vor einigen Jahren vor Fachleuten der Fernsehbranche gehalten hat, versehen mit einer Einleitung und einem Epilog. Auf 120 kurzen Seiten schildert sie, was sie über diese Branche gelernt hat als Schauspielerin, aber vor allem als Autorin und Kreative. Ihre Besonderheit ist ihr Sonderstatus als Außenseiterin, als Misfit, einem von ihr selbst definierten Begriff; denn Dazu gehörte sie nie. Nicht nur als BoP, sondern auch aus monetär ärmlichen Verhältnissen stammend und als Frau. Sie eckte eigentlich immer an, ließ sich aber dennoch nicht aufhalten. Sie hörte, was ihr gesagt wurde, nahm Ratschläge zur Kenntnis, verfolgte aber stets ihren eigenen Weg. Sie scheut sich nicht davor ihre Meinung zu sagen und Menschen den Spiegel vorzuhalten, auch wenn es wehtut, auch wenn es aus Arglosigkeit geschehen ist, zum Beispiel in Bezug auf Rassismus. Nur so können wir uns für wichtige Thema sensibilisieren.
Das was sie am entschiedensten fordert, ist Transparenz und das lebt sie mit einer Gradlinigkeit, die nachahmenswert ist. Natürlich fällt auch ihr das schwer, trotzdem hält sie daran fest. Es ist erfrischend. Sie regt zum Reflektieren an und davon kann jede*r Einzelne*r profitieren. Natürlich kann das auch schmerzhaft sein, aber es ist es trotzdem wert, nur so können wir wachsen, persönlich und in der Gemeinschaft.
Schon in der Einleitung stellt sie unter Beweis, was für eine hervorragende Geschichtenerzählerin sie ist und das Bild der Motte ist treffend gewählt. Davon hätte ich gern noch mehr gelesen. An einigen Stellen kam ich zwar ins Stocken, da ich den Gedankensprüngen nicht ganz folgen konnte, aber das kann auch an der Übersetzung oder an der Verschriftlichung der gesprochenen Worte liegen und tut dem Text und vor allem der Aussage keinen Abbruch.
Ein kurzer Ausflug in die Welt der Außenseiter*innen, der lesenswert ist und den Blick öffnet.