(K)ein Manifest!?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
justm. Avatar

Von

"Misfits" heißt das Buch und verspricht im Untertitel sogar ein Manifest zu sein. Wow!

Definiert wird Manifest wie folgt: "öffentlich dargelegtes Programm einer Kunst- oder Literaturrichtung, einer politischen Partei, Gruppe o. Ä."
Nur, so ganz trifft das bei diesem Buch - für mich - nicht zu.

Ja, Michaela Coel erzählt ihre Geschichte und die weiterer "Außenseiter". Es ist eine wichtige Geschichte und ein ebenso wichtiges Anliegen.
Aber genau das ist der Knackpunkt für mich: sie zeigt zwar das Problem / die Probleme der Außenseiter auf, wobei die Fernsehwelt, ein wenig, wie ein Abziehbild der wahren Welt fungiert, aber es gibt eben kein bestimmtes "Programm", um bei der Definition des Wortes "Manifest" zu bleiben, um diese Probleme zu lösen.

Wahrscheinlich wäre das aber auch zu viel verlangt: Sexismus, Rassismus und Co. lassen sich nicht einfach per Finger-Schnipp oder Manifest ändern. Das muß aus jedem selbst herauskommen.
Das hingegen macht Coel ziemlich klar: Die Änderung, das Wissen, das man immer auch auf sich selbst schauen muß, muß aus einem selbst herauskommen. Nur so kann sich in der Welt etwas ändern. Nur leider werden die Leute, die dieses Wissen so dringend bräuchten, sich nicht für dieses Buch entscheiden!

Wer einen kurzen, gut geschriebenen und teilweise amüsanten Abriß über das Leben der Autorin lesen will (und er ist mit knapp über 100 Seiten wirklich kurz) und ein wenig mehr über das Fernsehen (und noch viel mehr über Motten) wissen möchte, der ist hier gut aufgehoben.

Aber letztlich man hat man, wenn man dieses Buch nicht liest, auch nicht wirklich was verpasst.