Michaela Coel - Misfits

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Die britische Drehbuchautorin, Schauspielerin und Regisseurin Michaela Coel rechnet in ihrem Manifest mit der Gesellschaft aber vor allem auch mit der Industrie, in der sie arbeitet, ab. Sie wurde eingeladen, eine der renommierten MacTaggart Lectures, die im Rahmen des Edinburgh TV Festivals stattfinden, zu halten, die sie überarbeitet und ergänzt hat und unter dem Titel „Misfits“ veröffentlichte. Es ist die Geschichte einer Tochter ghanaischer Einwanderer, die immer nur als Außenseiterin, als nicht passend wahrgenommen wird, bis sie den Spieß umdreht und genau das zu ihrem Markenzeichen und zur Kampfansage macht.

Es ist eine frische und unverblümte Stimme, die keine Hemmungen hat, ihre Schwächen und Sorgen offenzulegen, die frei darüber spricht, wie sie an sich und ihren Fähigkeiten zweifelt. Ihre Kindheit war von Geldsorgen geprägt, aber das war es, was ihr den ersten Kontakt zum Theater ermöglichte, woraus später der Weg in die Schauspielschule führte. Die Welt des Theaters ist vieles, aber nicht divers, weshalb sie mit ihrer Hautfarbe schnell heraussticht und wo sie auch offenen Rassismus erlebt – der jedoch immer entschuldigend zurückgenommen wird. Mit ihrer ersten Comedy Produktion kommt sie jedoch in eine andere Situation und kann das hinterfragen, was in der Branche von Neueinsteigern eigentlich unwidersprochen hingenommen wird. Sie will aber nicht einfach hinnehmen, sondern stellt unbequeme Fragen und legt zweifelhafte Strukturen offen.

Der Untertitel „Ein Manifest“ trifft wirklich sehr gut, was den Text kennzeichnet. Es ist ein Aufruf zu sich und dem, was man repräsentiert und mitbringt zu stehen, aber auch eine Aufforderung nach mehr Diversität, mehr Perspektiven und mehr Stimmen, die andere Sichtweisen liefern und jedermanns Horizont erweitern können.