Unerfülltes Potential

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lilalinchen Avatar

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Bei Misfits handelt es sich um die Verschriftlichung einer Rede, die Michaela Coel 2018 beim Edinburgh TV Festival gehalten hat. Michaela Coel ist Schauspielerin, Autorin und Poetin und sah sich während ihrer Kindheit und Jugend am Rand der Gesellschaft – ein Misfit – der nicht in das existierende Bild passt. Coel erzählt in Misfits mehrere Geschichten aus ihrem Leben, in denen sie gemerkt hat, dass sie als Außenseiterin auf eine Gesellschaft schaut, die ihr keinen Platz in ihrer Mitte einräumt und vermittelt diese mit viel Emotion und Sprachgewalt, sodass man sich an ihre Position versetzt fühlt.
Diese Offenheit ist der große Überzeugungsfaktor des Manifests, Coel hält sich nicht zurück, sondern lässt die LeserInnen schonungslos an ihren Erfahrungen teilhaben. Trotz dieser Ehrlichkeit gelingt es Misfits aber nicht, mich zu überzeugen. Die knapp 120 Seiten hat man in einer Sitzung schnell durch und ich musste schnell feststellen, dass nur einige wenige Passagen wirklich hängen geblieben sind und mich nachhaltig bewegt haben. Ich denke, dass diese Wirkung eine ganz andere wäre, wenn ich nicht nur das Manifest lesen würde, sondern Coels Vortrag gehört hätte, da die Worte durch das Vortragen der Autorin und die Emotionen in ihrer Stimme wohl eine ganz andere Wirkung bekommen hätten.
Als Buch überzeugt es mich leider nicht, hier hätte ich mich eher über eine längere Biografie der Autorin gefreut, über tiefergehende Einblicke in ihr Leben als Schwarze Jugendliche in London und ihren Weg in das Rampenlicht. Da Misfits meiner Meinung nach für ein Buch zu oberflächlich ist, gebe ich nur drei Sterne.