Geschichte einer Frauenfreundschaft

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Wer das Buch „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ der Autorin Rachel Joyce gern gelesen hat, wird ihr neues Werk „Miss Bensons Reise“ zweifellos mögen. Geht es hier doch auch um eine Protagonistin, die einen Plan verwirklichen möchte, bei dessen Umsetzung sie über sich hinauswachsen muss. Allerdings gibt es in Rachel Joyce neuem Buch noch ein zusätzliches wichtiges zentrales Thema: Freundschaft.
So lernen wir zu Beginn des Romans Margery Benson kennen, eine Außenseiterin der britischen Gesellschaft. Ohne Familie lebt sie im Nachkriegsengland ein tristes Leben, arbeitet freudlos als Lehrerin und hat nur einen Wunsch, nämlich nach Neukaledonien aufzubrechen und dort den goldenen Käfer zu finden, den ihr einst ihr Vater in einem Buch zeigte. Als sie ihren Job in der Schule verliert, trifft sie eine Entscheidung: Sie wird zu dieser Expedition aufbrechen. Deshalb sucht sie eine/n Assistenten oder eine Assistentin. Da ihre Wunschkandidaten abspringt und ein weiterer Bewerber ungeeignet erscheint, tut sie sich notgedrungen mit Enid Pretty zusammen, die nun so gar nicht dem Bild einer fähigen Forschungsassistentin entspricht. Das Abenteuer beginnt. Margery wird in einen Strudel der Ereignisse verwickelt, in dem manche Wahrheit ans Licht kommt und in dem sie erkennen wird, dass wahre Freundschaft mehr als alles andere zählt.
In „Miss Bensons Reise“ tun sich zwei Außenseiterinnen zusammen, die unterschiedlicher gar nicht sein können. Und doch erkennen sie, dass trotz aller Unterschiedlichkeit die Tatsache, dass man sich aufeinander verlassen kann, all diese Unterschiedlichkeiten wegwischt. Mit der Unterstützung der jeweils anderen können sie über sich hinauswachsen und Dinge tun, die sie sich niemals zugetraut haben. Das ist für mich die wirklich schöne Botschaft des Romans. Wenngleich auch an manchen Punkten die Handlung etwas konstruiert ist, sind die beiden Protagonistinnen Margery und Enid so herzerfrischend, dass man an diesem Buch einfach viel Freude hat. Den Schluss des Buches hätte ich mir vielleicht etwas anders gewünscht. Die Umschlaggestaltung ist schön, wenn auch mir etwas zu farbenfroh. Aber Enid hätte er sicher gefallen!