Geschichte über Freundschaft und Forschergeist

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isaba Avatar

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Nach "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" hat Rachel Joyce mit "Mit Bensons Reise" einen neuen Roman veröffentlicht, der ähnlich ihrem Erstlingswerk die Themen Freundschaft, Mut und Ehrgeiz mit einem spannenden Roadtrip verbindet.

Hier begleitet der Leser Marge Benson bei ihrer Reise von England nach Neukaledonien, einer Inselgruppe im südlichen Pazifik. Als Kind zeigt ihr Vater Marge den mysteriösen goldenen Käfer, der nur an einem bestimmten Ort in Neukaledonien vorkommt und bisher noch nicht offiziell als wissenschaftlich bekannt gilt. Nach diesem gemeinsamen schönen Moment zwischen Vater und Tochter begeht er Suizid und lässt seine Tochter zurück, die zwar ihre Begeisterung für Käfer entdeckt, die Suche nach dem goldenen Käfer jedoch für Jahrzehnte begräbt. Bis sie eines Tages bei ihrem Job als Hauswirtschaftslehrerin im London der 50er Jahre schwer gedemütigt wird.

Sie fasst den Entschluss, die Reise ihres Lebens nun endlich anzutreten und findet ungewollt in der extrovertierten und quirligen Enid eine Assistentin, die sich in allem von Marge und ihrer Sicht auf die Welt unterscheidet. Zunächst ist Marge genervt und möchte Enid möglichst bald wieder entlassen, jedoch kommt es anders und die beiden so unterschiedlichen Frauen finden sich auf der Reise selbst und gegenseitig.

Marge und Enid sind auf ganz unterschiedliche Weise vom Leben und den Menschen um sie herum enttäuscht worden und setzen nun alles daran, sich trotz aller Hindernisse ihre beiden Lebensträume zu erfüllen. Sie zeigen dem Leser, dass Aufgeben keine Option ist und dass Freundschaften auch und erst recht entstehen können, wenn man auch den Menschen eine Chance gibt, die eine andere Perspektive auf die Welt haben. Und dass man jederzeit sein Leben in die Hand nehmen und zum Besseren verändern kann, auch wenn es Kraft kostet.

Neben den interessanten Infos über die britische Gesellschaft in den 50er Jahren, der Inselgruppe Neukaledonien und der Entomologie verbindet dieser wunderbare Roman so viele menschliche Themen, dass er für jeden eine wahre Fundgrube an Weisheiten bietet. Dennoch liest man ihn flüssig wie einen leichten Sommer-Sonne-Strand Roman. Die Geschichte ist manchmal tragisch und macht trotzdem gute Laune. Das zeigt die große schriftstellerische Kraft von Rachel Joyce.

Ich mag beide Geschichten von ihr sehr gern und finde diese zweiten Roman sogar noch stärker. Ein Roman zum immer wieder Lesen und eine echte Bereicherung für jedes Bücherregal!