Der Misanthrop und die alte Dame

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xirxe Avatar

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Thomas Major ist ein Misanthrop in Reinform. Menschen scheint er in jeder Ausprägung zu verabscheuen, selbst vor einem kleinen Mädchen macht er aus seiner Abneigung keinen Hehl. Die einzige Ausnahme scheint seine Ex-Frau zu sein, doch die will nichts mehr von ihm wissen. Doch nun ist er am Ziel seiner Wünsche: Er reist durch's All, immer weiter weg von allen menschlichen Lebewesen, mit Endstation Mars.
Drunten auf der Erde bricht für Gladys und ihre beiden Enkelkinder Ellie und James hingegen ein neuer Tag an. Deren Eltern scheinen nicht existent, doch statt dass Gladys sich um die Enkel kümmert, ist es umgekehrt. Denn sie leidet an Demenz: packt das Handy in den Kühlschrank, vergisst das Bügeleisen auf dem Hemd von James, steckt den Stecker des Handyladekabels in die Butter.
Erzählt wird abwechselnd in zwei Erzählsträngen und dem Autor David M. Barnett gelingt es gut, die unterschiedlichen Denkweisen der beiden Protagonistinnen Thomas und Gladys darzustellen. Er, der eher klare, sachlich-nüchterne Menschenhasser; und sie, die viel in ihren Erinnerungen lebt und versucht, sich im Hier und Heute zurechtzufinden. Trotz der eher ernsten Situationen bei beiden Figuren musste ich beim Lesen immer wieder grinsen, denn Barnett beschreibt sie so liebenswert und mit entwaffnender Offenheit, dass selbst der Misanthrop überaus sympathisch erscheint.
Das scheint eine schöne und durchaus auch vergnügliche Lektüre zu werden.