Aus dem Leben acht koreanischer Frauen

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lilie125 Avatar

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Inhalt:
Das neue Buch von Cho Nam-Joo dreht sich wieder um das Leben ganz gewöhnlicher koreanischer Frauen. Dieses Mal handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung über acht unterschiedliche Frauen ganz verschiedenen Alters.

Meine Meinung:
Kurzgeschichten sind immer eine Herausforderung, wenn es darum geht, ein Fazit zu bilden. Einige der Geschichten haben mich sofort in ihren Bann gezogen und mich auch nachhaltig beeindruckt. Gleichzeitig gab es auch welche, mit denen ich nicht so viel anfangen konnte und die mir etwas belanglos vorkamen. Welche Kurzgeschichten mich besonders berührt haben, hängt natürlich auch stark mit meinen eigenen Erfahrungen zusammen und wie sehr ich mich mit den Charakteren identifizieren konnte. Ich denke aber, dass jeder hier etwas finden kann, das ihn anspricht.
Die zugrundeliegenden Themen fand ich sehr spannend. Ein besonderer Fokus liegt wie bei Cho Nam-Joos erstem Roman auf der Rolle der Frau in der koreanischen Gesellschaft. Dabei war ich erneut erstaunt, wie sehr die Geschichten teilweise mit mir räsoniert haben – trotz der kulturellen Unterschiede. Besonders präsent war die Erfahrung der Mutterschaft und die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben. Auch sexualisierte Gewalt und manipulative Beziehungen werden thematisiert. Interessant fand ich, dass man in der letzten Kurzgeschichte auch einen Einblick in dar Corona-Managment an koreanischen Schulen bekommt, sowie in das rigoroses Schulsystem, in dem Nachhilfeinstitute eine Normalität sind. Ganz besonders gut gefallen haben mir aber die Kurzgeschichten „Lieber Hyunnam“ und „Große Mädchen“.
Die Charaktere in allen Geschichten wirkten unglaublich authentisch. Die Autorin beherrscht es, menschliche Interaktionen und nackte menschliche Gedanken und Gefühle zu sezieren und auf den Punkt zu bringen. Dabei begegnet sie all ihren Charakteren mit sehr viel Empathie und ohne sie zu verurteilen.
Auch der Schreibstil konnte mich überzeugen. Cho Nam-Joo erweckt ihre Welten mühelos zum Leben und hat mir großartige Einblicke in die koreanische Kultur geboten. Ich habe mich immer sofort in die jeweilige Szene transportiert gefühlt.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen, auch wenn die ein oder andere Kurzgeschichte vielleicht nichts für mich war. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung, insbesondere an alle, denen bereits „Kim Jiyoung, geboren 1982“ gefallen hat.