Bewegend

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annibunny Avatar

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Das Cover der gebundenen, aber doch handlichen Ausgabe ziert eine anonyme junge, augenscheinlich asiatische Frau. Die Autorin war mir bisher unbekannt, allerdings bewege ich mich literarisch auch eher in anderen Genres. Umso überraschter bin ich, wie sehr mich einige der Geschichten persönlich berührt haben.

Cho Nam-Joo schildert in acht Geschichten die Lebenssituationen unterschiedlicher Frauen, die aber doch eines vereint: Das Dasein als Frau, Mutter, Tochter, Ehefrau, Schwiegertochter in Südkorea. Unabhängig von der örtlichen Verhältnissen finde ich, dass die Autorin brillant und beklemmend in Worte gefasst hat, wie das Leben ist. Die ständige Gratwanderung zwischen Verpflichtungen und eigenen Wünschen. Das ewige Gefühl, niemandem gerecht zu werden. Das Hinausschieben von Plänen, weil einem die Gegenwart immer wieder dazwischen kommt.

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, kann ich sagen, dass sich mir bei ein paar der Geschichten die Pointe nicht so recht erschließen wollte (oder es gab vielleicht einfach keine). Bei einer Geschichte musste ich lachen, auch wenn es sicher nicht so recht angebracht war und besonders traurig hat mich die letzte Geschichte gemacht, da sie mir das furchtbare erste Coronajahr wieder krass in Erinnerung gerufen und gezeigt hat, wie viel dadurch nicht nur im Kleinen zerstört wurde.

Insgesamt bin ich beeindruckt von Miss Kim (bzw. ihren verschiedenen Inkarnationen) und habe das Buch schon direkt einer Freundin empfohlen.