Da weiß man Bescheid...!

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singstar72 Avatar

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Endlich - ein weiteres Buch von Cho Nam-Joo, nach dem intensiven und berührenden "Kim Jiyoung"! Ich war unendlich gespannt, und muss ehrlich sagen - dieses Buch gefällt mir noch besser.

Zum einen habe ich generell ein großes Faible für Kurzgeschichten - zum anderen finde ich, dass die Autorin das Potenzial, welches Kurzgeschichten bieten, in diesem Band genial ausgeschöpft hat. Wieder geht es um Frauenschicksale, die aber für uns alle stehen könnten. Es sind 8 Geschichten, und 8 verschiedene Schicksale. Alles kommt vor, von der Greisin, deren Schwester todkrank ist, über die überforderte Hausfrau, die immer übersehene Tochter oder Schwiegertochter, die missachtete Büroangestellte, die pubertierende Schülerin, bis hin zur Autorin selbst.

Die Sprache bleibt immer glasklar und prägnant, doch die Erzählformen und Ausgangssituationen werden lebhaft variiert. Manches liest sich wie eine simple, geradlinige Erzählung, anderes wie eine Reportage, dann wieder eine Träumerei oder auch ein lustiges Abenteuer. Auch bleiben einige Enden angenehm offen, was zu der jeweiligen Geschichte aber gut gepasst hat!

Ich finde es hingegen schade, Cho Nam-Joo immer nur auf "Feminismus" zu reduzieren. Das stört die Autorin selbst übrigens auch, wie sie in der Geschichte "Trotz" berichtet! Sie ist keine Alice Schwarzer - eher eine Alice Munro. Sehr poignant stellt sie dar, welche Sicht Frauen auf bestimmte Problemsituationen haben, und wie sie Beziehungen gestalten. Und natürlich sind ihre Geschichten auch kleine Porträts der koreanischen Gesellschaft.

Ich bin jedenfalls durch und durch begeistert, habe das Buch in weniger als zwei Tagen verschlungen. Es gibt von mir eine glasklare Leseempfehlung!