Eine packende Reise in verschiedene Lebenssituationen koreanischer Frauen

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littlesparrow Avatar

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Miss Kim weiß bescheid erzählt sehr bildhaft und einfühlsam aus dem Leben und Zusammenleben von sieben verschiedenen Mädchen und Frauen im Alter von zehn bis 80 Jahren.

Es geht vor allem um die Gefühle dieser koreanischen Frauen und um verschiedene Lebenssituationen. Es geht um ein nahendes Lebensende, um Abschied, um das Loslassen, um Akzeptanz und nicht erfolgte Akzeptanz. Es geht um Literatur und Lebensgeschichte, um Gewalt in der Familie, um Dankbarkeit.

In der zweiten Geschichte, die mit Trotz übertitelt ist, erzählt Nam-Joo Cho von einer heranwachsenden jungen Frau, die dabei ist, sich ihren Lebensweg zu ebnen. Sie erfährt Hilfe in einer für sie unangenehmen Situation und ist erfüllt von Dankbarkeit, ohne diese je zu äußern. Als sich ihr Jahre später die Gelegenheit bietet sich doch noch zu bedanken, stellt sie fest, dass jeder Mensch seine eigene Wahrheit und den eigenen Blick auf die Dinge hat. Die Geschichte zeigt, wie wichtig Verstandenwerden und Vergebung sind.

In weiteren Geschichten geht es um die Rolle der Mutter aus Sicht der Kinder, um die Rolle des Vaters aus Sicht der Kinder. Es geht um Verantwortung sich selbst gegenüber und der Familie.

Was es mit der Gefühlswelt der Kinder macht, wenn ein Part fehlt. Und das große Verstehen, wenn den Kindern bewusst wird, dass Eltern auch Menschen abseits ihrer Rolle sind.

Spannend fand ich die Geschichte aus dem Arbeitsleben. Ein typischer Büroalltag, mit typischen Bürotätigkeiten, mit einem Organisationstalent, deren Arbeit man nicht messen kann. Und die Lücke, die die Person hinterlässt, wenn sie nicht mehr da ist.

Die klare Sprache, die Nam-Joo Cho zu Papier bringt und die schonungslose Offenheit der Frauen, darzulegen, in welcher Situation sie sich befinden und wie sich die Situation anfühlt, macht Miss Kim weiß bescheid schnell zu einer von mir geliebten Lektüre, die ich gern mal wieder zur Hand nehme.

Miss Kim weiß bescheid zeigt ganz deutlich: die Frauen dieser Welt unterscheiden sich nicht in vielen Dingen voneinander.

Christiane Marx und Sabine Arnhold geben den Protagonistinnen durch ihre Stimmen ein Mehr an Raum und Wirken. Beide Stimmen sind sehr harmonisch miteinander. Es klingt vielleicht ein bisschen steif, aber es ist für mich ein absolut stimmiges Hörerlebnis.

Die Übersetzung von Inwon Park fand ich sehr gelungen. Die Geschichten werden sprachlich zeitgemäß erzählt. Ein echtes Vergnügen.



Fazit
Miss Kim weiß bescheid ist für alle, die in die Lebenssituationen von Frauen unterschiedlichen Alters eintauchen wollen.