Empowernd und mitreißend

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fraedherike Avatar

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„Mir ist etwas klar geworden, das sich bislang nur unterschwellig, als unangenehmes Gefühl bemerkbar gemacht hatte: Du hast mich eingesperrt, kontrolliert und mich heruntergemacht – alles unter der Behauptung, das sei Liebe – und mich nicht als Menschen respektiert. Danke für den Heiratsantrag. Sonst wäre ich nie darauf gekommen, du Arschloch!“ (S. 174)

Auf den ersten Blick führten sie eine perfekte Beziehung: Er schien rücksichtsvoll, aufmerksam und sorgte sich um sie. Doch je mehr Zeit verging, desto weniger Luft bekam sie. Er engte sie ein, bestimmte über ihr Leben, ihren Körper, ihre gemeinsame Zukunft – aber wollte sie das für immer? An anderer Stelle besucht Dongju ihre ältere Schwester im Pflegeheim. Sie leidet an Demenz und ist auf die Hilfe der Pflegerinnen angewiesen. Als sich ihr Zustand plötzlich verschlechtert, steht die Familie vor einer Entscheidung: Was hätte Kumju gewollt? Nicht unweit des Krankenhauses stolpert Hyokyung nach einer Konferenz durch die dunklen Straßen nach Hause, als sie plötzlich rot flimmernde Lichter am Himmel sieht und an ein Foto erinnert wird, das sich seit ihrer Kindheit in ihr Gedächtnis eingeprägt hat. Schon lange träumt sie davon, die Polarlichter am nördlichsten Punkt Finnlands zu sehen. Wird sie es wagen, die Reise anzutreten und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben?

„Mama, wenn du sagst, so sei ich hübsch, anders aber auch, dann heißt das doch, dass ich in jedem Fall hübsch zu sein habe. Kannst du mir denn nicht sagen, dass ich nicht hübsch zu sein brauche?“ (S. 268)

Mit derselben Intensität und Brisanz, mit der sich Cho Nam-Joo im vergangenen Jahr in „Kim Jiyoung, geboren 1982“ bereit der Unterdrückung koreanischer Frauen* durch das Patriarchat widmete, betrachtet sie in „Miss Kim weiß Bescheid“ anhand acht verschiedener Frauenbiografien gesellschaftsrelevante Themen, die Frauen* auf der ganzen Welt betreffen: Es geht Alter und Krankheit und die Frage, bis wann ein Leben lebenswert ist; um Unterdrückung und Selbstermächtigung, um toxische Beziehungen und wahre Liebe, um Mutterschaft und weibliche Identität, Mobbing und Hatespeech, um Gleichberechtigung und Mut; aus dem Schatten zu treten und das Leben zu ergreifen, von dem man immer geträumt hat.