Ganz klare Empfehlung

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katspace Avatar

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Cho Nam-Joos Debutroman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ habe ich letztes Jahr sehr geliebt, aber im Nachhinein war die Geschichte etwas zu plakativ. Trotzdem war ich Feuer und Flamme als ich erfuhr das ein weiteres Buch der Autorin auf Deutsch erscheint. Hierbei handelt es sich diesmal um einen Sammelband mit 8 Erzählungen. 8 Erzählungen bedeutet 8 Frauenschicksale in Korea, deren Leben von der Position der Frau in der koreanischen Gesellschaft bestimmt sind.
Es geht um die Vereinbarkeit von Beruf und den Muttersein sowie Bemühungen um Neuanfänge im Alter. Diese Frauen sind ständig dabei hart zu arbeiten und sich zu verausgaben, ohne dabei die Anerkennung zu erhalten, die ein Mann in dieser Situation bekommen würde. Dazu die ständige Gratwanderung zwischen den eignen Leben und der Pflicht gepaart mit dem schlechten Gewissen, weil irgendwas auf der Strecke geblieben ist.
Teilweise werden komplexe Oma-Mutter-Tochter-Verhältnisse verhandelt. Männer spielen keine tragende Rolle. Oftmals geht es den Frauen sogar besser, wenn sie ohne Partner dastehen. Nebenbei wird der allgemeine Leistungsdruck sowie die finanzielle Belastung, die gerade armen Familie durch die teuren Nachhilfeschulen und Studiumsgebühren benannt.
Von den 8 Erzählungen fand ich 7 herausragend. Besonders geliebt habe ich: „Erste Liebe, 2020“ (Grundschulliebe in Covid-Zeiten), „Grosse Mädchen“ (sexuelle Belästigung u. häusliche Gewalt), „Die Nacht der Polarlichter“ (sechzig Jahre alte Frau plant eine Reise zu den Polarlichtern) und „Lieber Hyunnam“ (Frau schreibt Brief an ihren toxischen Exfreund)