Lesenswert

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mike nelson Avatar

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Mit ihrem Erzählungsband "Miss Kim weiß Bescheid" knüpft die koreanische Autorin Cho Nam-joo an an den sehr lesenswerten Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982". Acht Geschichten, in deren Mittelpunkt Frauen unterschiedlichsten Alters stehen , aber immer wieder auch Biographisches durchzuschimmern scheint. Eine Erzählung über das Schreiben, Hasskommentare und Gewalt. Über ein Buch, welches über viele Jahre hinweg als Lebensbegleiter eine wichtige Funktion hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Alter, der älteren, an einer Demenz erkrankten Schwester, welchen Umgang Familie damit pflegt und was das mit einem Pflaumenbaum zu tun hat: Sehr persönliche Zeugnisse inneren und äußeren Lebens. Der Vater verschwindet. Eine nüchtern erzählte Geschichte - über die Kreditkartennutzung lassen sich zwar seine jeweiligen Standorte ermitteln, aber dennoch bleibt er verschwunden und ungefunden - und rein gar nichts scheint den Lauf der Dinge beeinflusst zu haben: "Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber der restlichen Familie geht es auch ohne meinen Vater gut. Auch meinem Vater scheint es ohne uns gut zu gehen. Ich habe das Gefühl, wenn er eines Tages zurückkommen sollte, werden wir imstande sein weiterzuleben, als sei nichts gewesen." Und: Wie es in einer Firma zugeht, in der alle miteinander verstrickt sind, man sich an die ehemalige Kollegin Miss Kim zurückerinnert, die 'Bescheid wusste'; seltsame Dinge ereignen sich, doch geht es stets 'nüchtern' und 'lähmend' zu - nur "Die Wolken bewegen sich auffallend schnell." Was an den Geschichten paradoxerweise begeistert - und was ein besonderes Talent der Autorin darstellt -, ist die weitgehende Emotionslosigkeit des Erzählstils, der aber wohl gerade deshalb fesselt. Unbedingt lesenswert.