Wieder beeindruckend

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la calavera catrina Avatar

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In dem Buch "Miss Kim weiß Bescheid“ kommen acht Kurzgeschichten zusammen, die von unterschiedlichen koreanischen jungen und alten Frauen erzählen. Ganz nah ist man diesen Frauen, die in der Ich-Perspektive von Geschehnissen aus ihrem Leben und ihren Gedanken erzählen. Fast immer geht es um die Familie, gesellschaftliche Erwartungen, schweren Schicksalen, die vor allem Frauen zu tragen haben, Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit. In "Weggelaufen" erzählt eine Tochter von dem Verschwinden ihres Vaters und wie die Familie damit umgegangen ist. Erzählt mit einer angenehmen Nüchternheit, die trotzdem viel Tiefe zulässt. Es werden viele Themen behandelt: u.a. die unbequeme Konfrontation mit dem Älterwerden, Krankheiten und Sterben, Reue, Einsamkeit, Cybermobbing, häusliche Gewalt.

Besonders gefallen hat mir die Geschichte "Die Nacht der Polarlichter“, in der es um berufstätige Eltern und die aufopfernden koreanischen Großmütter geht, die sich um ihre Enkelkinder kümmern. Doch die Protagonistin widersetzt sich dieser Verpflichtung und möchte stattdessen die Polarlichter sehen. Ein Skandal? Damit erfüllt sie sich einen Traum und geht sogar ein Bündnis mit ihrer Schwiegermutter ein - ebenso ungewöhnliche für eine koreanische Frau. Nur eins der Beispiele für den Wandel und inspirierende Frauenbilder.

Fazit: Aufwühlende, anspruchsvolle und schonungslose Geschichten über Frauen, die mehr Gleichberechtigung der Geschlechter in den Fokus rücken lässt. Ein Buch, das sachlich und provokant in seiner Struktur vielschichtig ist. Lesenswert!