Hochspannender Thriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
diana pegasus Avatar

Von

Candice Fox – Missing Boy

Der Tag könnte nicht schlimmer für Ted Conkaffey anfangen, als ein kleiner Junger vermisst und er in Handschellen auf die Wache gebracht wird. Der ehemalige Polizist, dessen Familie und Karriere aufgrund einer falschen Anschuldigung in die Brüche gegangen ist, setzt direkt seine Kollegin, die Privatermittlerin Amanda Pharell in Kenntnis, nur um wenig später festzustellen, das alles ein großes Missverständnis ist und die Polizei seine Hilfe möchte.
Aus dem Hotel ist ein Junge verschwunden. Die alleinerziehende Mutter macht sich verdächtig, weil sie keine Emotionen zeigt, der Vater ist verdächtig, weil er sich das Sorgerecht für seinen Sohn zurück holen wollte und die anderen Jungs sind verdächtig, weil sie keine klaren Aussagen geben können. Unfall? Mord? Entführung? Ist der Junge weg gelaufen?
Ted und Amanda kämpfen gegen die Zeit, denn eins scheint sicher, der Junge hat, falls er noch lebt, nicht genug Zeit...

Auch der dritte Band der Ted-Conkaffey-Reihe konnte mich wieder von Anfang bis Ende durch den schnellen Spannungsaufbau, der temporeichen Handlung und der komplexen Story begeistern.
Obwohl der Fall in sich abgeschlossen ist und eigenständig gelesen werden kann, empfehle ich, die Reihe von Anfang an zu lesen, da die Grundgeschichte fortgesetzt wird und es so, trotz kleinerer Rückblicke, zu Wissenslücken kommen könnte.

Ich habe die Story als Hörbuch/Lesung und parallel als Print verschlungen.

Buch:
Die Autorin hat einen flüssigen, modernen und temporeichen Erzählstill. Sie arbeitet mit mehreren Handlungssträngen und Perspektivwechseln. Zum einen gibt es eine Fehde zwischen Amanda und einer Polizisten wegen des gewaltsamen Todes von Pip Sweeny. Pip war die Polizistin die beim letzten Fall ums Leben gekommen ist.
Dann dreht sich natürlich ein Großteil der Handlung um den verschwundenen Jungen Richie mit verschiedenen Tatverdächtigen, Ermittlungen und genug Stolpersteinen sowie überraschenden Irrwegen.
Im dritten Handlungsstrang wird Ted´s Privatleben erneut beleuchtet, diesmal lernen wir seine Tochter intensiver kennen, die für ein paar Tage bei Ted wohnen darf. Das das zu genug Problemen führt, kann man sich denken, nicht nur wegen der „Vorgeschichte“ des Privatermittlers.
Die Figuren sind allesamt realistisch und lebendig ausgearbeitet. Es gibt eine angenehme emotionale Tiefe und die Charaktere sind facettenreich aufgebaut.
Amanda ist und bleibt der Hammer. Die Privatermittlerin wurde vor vielen Jahren wegen Mordes verhaftet. Sie wirkt sehr distanziert, körperlicher Kontakt bringt sie aus dem Konzept, sie ist klug und tough, ihr fallen besondere Dinge auf weswegen sie oft taktlos und ein wenig irre rüber kommt.
Ted ist sympathisch aber kaputt. Würde auch absolut unrealistisch sein, wenn nicht, denn der Ex-Cop hat schon einiges mitgemacht und muss auch heute noch wegen der Anzeige einiges erdulden. Er liebt seine Tochter, er versucht alles richtig zu machen. Gerade jetzt im Fall des verschwundenen Jungen muss er alle Sinne beisammen haben und denkt über den Horizont hinaus. Doch das ist leichter gesagt, denn die Angst um seine Tochter und die Aussenwirkung die der Besuch haben könnte, machen ihm sehr zu schaffen.
Er hat nur wenige Freunde, aber die, die er hat, halten zu ihm und das ist sehr schön zu beobachten.
Die „Bösewichte“ der Geschichte wirken insgesamt ein wenig gestellt, bis auf die verfeindete Polizistin wollte und konnte ich die Motive nicht ganz nachvollziehen, auch wenn diese schlüssig dargestellt wurden.

Die Schauplätze wurden bildlich ausgearbeitet. Ich kann mir Teds Haus, die Sümpfe, das Hotel und die lauerenden, bellenden Krokodile richtig gut vorstellen. Mich würde es nicht wundern, wenn irgendwann mal diese Reihe verfilmt wird.

Das Thrill-Feeling ist sehr gut eingefangen, die Atmosphäre ist düster und beklemmend, die Story wirkt realistisch und erschreckend, die Spannung wird durchgängig gehalten, das Tempo ist hoch, die Melancholie zum greifen nahe.

Hörbuch:
Das Hörbuch bzw. die Lesung ist aus dem der-audio-verlag und die Hörbuchdauer beträgt ca 8 Stunden und 45 Minuten. Die Tracks sind mit unter 5 Minuten recht kurz.
Eingelesen wird die Story von Uve Teschner, den ich bereits aus unzähligen Hörbüchern aber auch aus Film und Fernsehen „kenne“.
Die angehnehme Stimme ist situationsangepasst und haucht den verschiedenen Chrakteren Leben ein. Leichte Nuancen in Stimmfarbe oder Intonation sorgen dafür, dass man die Charaktere auch unterscheiden kann. Herr Teschner liest die Geschichte intensiv und eindringlich, sodass die düstere, beklemmende Atmosphäre spürbar und das Gänsehaut-Feeling beim Hörer ankommt.
Jederzeit fühlt sich der Hörer durch die gelungenen Interpretationen in die jeweilige Situation hineinversetzt und erlebt die aufkommenden Gefühle der handelnden Person hautnah mit.
Uve Teschner hat dem sowieso schon sehr spannenden Thriller noch mehr Intensität und Emotionen gegeben.

Das Cover passt zur Reihe, ist mit seiner dezenten, grünen Farbe unaufdringlich und passt auch zur Story.

Fazit: Ein Ex-Cop und eine Privatermittlerin geraten in Lebensgefahr bei der Suche nach einem verschwundenen Jungen. Hochspannender Thriller. 5 Sterne.