Ein blaues Wunder

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Der Tatsachenroman „Mit dem Mut zur Liebe“ von Hera Lind ist vom Knauer-Verlag am 2.Mai 2023 erschienen und umfaßt 481 Seiten, auf denen die Bestseller-Autorin eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen beschreibt, die so spannend ist wie ein Kriminalroman.

Hera Lind verwendet eine so lebendige Art, die Handlung zu beschreiben, daß man schon nach wenigen Seiten völlig gefesselt ist und mitfühlt, mir sind viele Male die Tränen gelaufen.
Da ich fast im gleichen Alter wie der Protagonist bin, kann ich die Beschreibung der letzten Tage des 2.Weltkrieges in Dresden und v.a.die Nachkriegszeit sehr gut nachvollziehen.

Als kleiner Akrobat wird der 4 Jährige Dieto von seinem Bruder bezeichnet, als er auf die Fensterbank geklettert war, um eine Szene zu beobachten, die die Hilfsbereitschaft und den Mut, den der kleine Junge von seiner tapferen Mutter vorgelebt bekam, selbst entwickelte. Er verstand nicht was ein Akrobat ist, der Bruder mußte es erst erklären, nicht ahnend, daß dieser kleine Junge Dieto, wie er von allen genannt wurde, selbst einmal ein berühmter Akrobat würde.
Schlimme Szenen werden beschrieben, die solch kleine Kinderseelen in den letzten Tagen des Krieges in Dresden mit ansehen und ertragen mußten. Wie ein roter Faden ziehen sich die auffordernde Worte der Mutter: „Schaut nicht hin, Jungs!“ durch die schlimme Zeit der letzten Kriegstage und auch kurz nach dem Krieg. Erst kamen die Amis, die waren freundlich und gaben den Kindern Schokolade und Kaugummis. Aber danach kamen die Russen und da passierten schreckliche Dinge. Immer wieder hieß es. „Schaut nicht hin!“
Aber alles haben sie gemeinsam überwinden können und jedesmal, wenn etwas gut gelungen war, sagte Dieto. „…ein blaues Wunder.“ Die bekannte Brücke in Dresden, das Blaue Wunder, hatte Dieto wohl zu diesem Wortspiel animiert.

Das Warten auf den Vater und das Aushalten unter der russischen Besatzung wurde belohnt, der Vater kehrte heim und konnte erzählen, wie ihm das Überleben gelungen war. Er hatte einen Akrobaten als Kriegskameraden, der ihn zum Helfer ausgebildet hat. Dieses Können gab später der Vater an Dieto weiter. Sein ehemaliger Kriegskamerad lebte mit seiner Familie in Halle an der Saale und sie waren eine Zirkusfamilie, sie alle waren Akrobaten. 1953 ging Dieto als Akrobat nach Halle, um dort in dem Familienunternehmen auszuhelfen, da der Sohn ein Engagement an anderer Stelle hatte. In der Zeit lernte Dieto die Tochter Johanne kennen und lieben, er nannte sie liebevoll Jo. Die Liebe von Jo zu Dieto blieb dem Vater nicht verborgen und er wurde mit Schimpf und Schande nach Hause geschickt. Der große Traum, daß er ein Akrobat würde und einmal Jo heiraten könnte war geplatzt.
Doch der Bruder von Dieto konnte nicht tatenlos zu sehen und meldete ihn in Berlin an, damit er die Artistenprüfung ablegen könne und mit seinen eigenen Choreografien auftreten kann und damit sein Geld leichter verdienen würde als mit seinen gelernten Steinmetzarbeiten.
Dieto hat die Prüfung bestanden und wurde unter Vertrag genommen und er bekam die tollsten Rollen und Engagements im In- und Ausland.
Eines Tages kam völlig überraschend Jo zu seinen Eltern, die durch ihren Vater so verletzt worden war, daß sie nie wieder als Artistin arbeiten könne und sogar auf ewig das eine Bein nachzog.
Die Auftritte im „kapitalistischen“ Ausland zeigten Dieto immer deutlicher, daß er die Freiheit sucht und nur weg aus diesem Land will. „Was macht dieses Land aus uns,“ war dabei seine bange Frage.
Er lernte als außergewöhnlich talentierter Künstler andere so tolle Menschen kennen, die sich später als wunderbare Freunde bewährten. Die Erkenntnis, Freunde sind die beste Visitenkarte, ist so deutlich in diesem Roman gezeigt.
Ein außergewöhnlicher Plan, wie sie alle Beide, Jo und Dieto, die DDR verlassen können, wurde vorbereitet. Ein Engagement in Jugoslawien von Dieto und eine Urlaubsreise in einer bewachten Gruppe von Jo war Teil des Plans. „Freiheit, du bist so nah und doch so fern“, diese Gedanken entstehen automatisch in Grenznähe beim Blick vom dem damals sozialistischen Jugoslawien nach Italien. Der Zweifel an den helfenden „Freunden“ nach dem Motto „Fide, sed cui, vide“ (Trau, schau, wem“) ist den Spitzeleien in der DDR geschuldet, wo Dieto sich immer wieder fragte, was macht das Land aus uns?
Beide jungen Menschen sind wild entschlossen, dieses gemeinsame Risiko der Flucht einzugehen. „'Ohne Deinen Mut und Deine Verrücktheit, wären wir nie so weit gekommen,“ sagt Jo zu ihrem Dieto vor oder nach der Flucht, das kann ich nicht verraten.
Lies das Buch, Du wirst es nicht mehr weg legen können! Es wird Dich genau so in den Bann ziehen wie mich.
Die Erkenntnis „Männer müssen sein wie gutes Haarspray, Halt geben, aber nicht kleben“ wirkt auf mich wie „ein blaues Wunder“. Es gibt so viele Stellen in dem Buch, da pocht Dir das Herz vor Aufregung bis zum Hals, es gibt Passagen, da liest Du schmunzelnd weiter und erfreust Dich einfach nur und es gibt Szenen, die machen Dich wütend, aber dann gibt es so viele Erlebnisse, die machen Dir Mut, geben Dir Sicherheit und spornen Dich an.