(W)ENDE

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redcat Avatar

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Das Cover und der Titel gefallen mir sehr gut. Das blaue "X", welches das ganze Deckblatt ziert symbolisiert für mich einerseits ein "Durchstreichen", so als wenn man etwas wegstreichen möchte, abhaken möchte. Andererseits könnte es auch eine Art Zielkreuz sein, auf das man schießen oder einschlagen möchte, um etwas zu treffen oder abzuschießen. Der Titel zeigt schon, dass man hier mit einer Wut zu tun hat, die man aufgrund von Hilflosigkeit oder Verrat oder auf Resignation abreagieren möchte. Man ist wütend auf alles, auf die ganze Welt! Die herbstlichen Bäume unterstreichen die Endzeitstimmung.
Der Schreibstil beinhaltet eine gewisse Schwere, die auch die Hoffnungslosigkeit der Protagonisten zum Ausdruck bringt. Auch elf Jahre nach der Wende konnten nicht alle wieder Fuß fassen. Das alte System tragen sie quasi in sich. Es ist nun eine Last für ein leichtes Vorankommen in der neuen Ordnung. Mit Neid schaut man auf die, denen es nun gut geht. Man bedauert die, die in ein tiefes Loch gefallen sind und nicht mehr rauskommen. Ich bin gespannt, wie die beiden Brüder, Philipp und Tobias, die einige Jahre nach der Wende auf der die Welt gekommen sind mit der Situation der "Post-Wende" zurechtkommen. Der Autor deutet zwei gegensätzliche Reaktionen an. Doch wie schaut das in sich gekehrte passive Verhalten und das aktive, durchaus von Gewalt geprägte Verhalten aus.
Ein Geschichte, eine Sozialstudie, die zeigt, dass die Mauer in den Köpfen auch nach fast 30 Jahren immer noch aktuell und existent ist - erschreckend!
Wann hört das Ost-West-Denken auf!?