Ehrlich, hart, berührend & ein fantastischer Schreibstil!

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Die Autorin Sarah Lorenz ist ebenfalls Sozialarbeiterin – wie ich – und das macht sie mir natürlich gleich noch sympathischer! Die Leseprobe von „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ hat mich sofort tief berührt und regelrecht umgehauen. Ich liebe es, Bücher zu lesen, die meiner eigenen Lebensgeschichte so nahe sind, und wenn ich beim Lesen ins „Fühlen“ komme, was mir nicht immer leichtfällt. Es eröffnet mir neue Perspektiven und hilft mir, mein Leben zu reflektieren und dankbar sein zu können für das, was ich schon geschafft habe!
Ihr Debütroman erzählt die Geschichte von Elisa, die ihr katastrophales Leben irgendwie immer wieder gemeistert hat. Elisa berichtet von ihren Erlebnissen und ihrer Reise, die sie imaginiert der Dichterin Mascha Kaleko anvertraut, deren Gedichte sie inspiriert und deren Mut sie durch ihr Leben begleitet. Jedes neue Kapitel beginnt mit einem Gedicht von Mascha. Elisa wächst zunächst in einem schönen Zuhause mit Reetdach auf, doch schon bald landet sie in einem großen Haus – einer Jugendhilfeeinrichtung. Dort beginnt ihre Reise als „Systemsprengerin“, als Wohnungslose auf der Domplatte, in der Punk- und Drogenszene, mit schwierigen Beziehungen zu Männern und vor allem zu sich selbst. Missbrauch und verschiedene Arten von Gewalt sind ebenfalls ein Thema.
Da ich selbst eine schwierige Beziehung zu meiner Mutter hatte, konnte ich mich in vielen Situationen und Sätzen wiederfinden. Ich bin zwar froh, keinen Kontakt zu ihr zu haben, doch in manchen Momenten wünsche ich mir meine Mutter zurück, deshalb ging mir folgender Satz im Buch besonders nahe: „Meine Mutter war ein fremder Mensch für mich geworden. Mit meinem ganzen Sein sehnte ich mich nach ihr, nur gab es sie nicht mehr.“ Oder auch: „Wahrscheinlich ist dann irgendwann nach Jahren des Funktionierens ihre Wärme erstarrt.“ Diese Worte haben für mich so viel Bedeutung, weil sie exakt meine eigenen Erfahrungen widerspiegeln.
Elisa hat sich schon früh in Geschichten aus Büchern verloren, die in ihrem Leben eine große Rolle spielen und das fand ich total schön.
Dieses Buch hat einen festen Platz in meinem Herzen gefunden, und ich bin sehr dankbar für diese berührenden Zeilen. Als Sozialarbeiterin mit voller Überzeugung möchte ich auch Ute danken, einer Figur im Buch, die zeigt, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben, an jemanden zu glauben und ihn nicht vorschnell als „Systemversager*in“ abzustempeln. Es geht darum, für jemanden da zu sein, zuzuhören und zu helfen.
Das Buch ist keine leichte Kost. Wer sich jedoch auf die Geschichte und ihre tiefgründigen Themen einlassen möchte, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen!