Ein Buch, das nachhallt

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regenprinz Avatar

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Mir hat die Erzählweise dieses Romans ausgesprochen gut gefallen! Während einer längeren Zugfahrt blickt Elisa auf ihr bisheriges Leben zurück. Dazu führt sie ein inneres Zwiegespräch mit der von ihr verehrten Dichterin Mascha Kaleko, deren Texte Elisa in dunklen Zeiten immer wieder Halt und Hoffnung gaben. Sprachlich finde ich den Roman in dieser Hinsicht wirklich gelungen, Elisas Stimme wirkt sehr eindringlich. Die Gedichte zu Beginn jedes Kapitels geben den Erinnerungen der Erzählfigur einen besonderen Rahmen und verknüpfen Elisas Geschichte immer wieder mit dem der berühmten Dichterin.

Inhaltlich ist die Handlung manchmal schwere Kost, sowohl was Elisas Kindheit und das Verhältnis zu ihren Eltern, vor allem die Beziehung zu ihrer Mutter, die Zeit im Heim oder die Erlebnisse mit Punks und Polizei, Freundinnen und Freunden oder den diversen Lieben betrifft. Mit schonungsloser Direktheit schildert Elisa, was geschehen ist oder was sie fühlt. Der Satz auf S. 101 (In Grautönen fühle ich selten) wäre jedenfalls ein großartiger Buchtitel gewesen, um Elisas Verhalten und die Wucht ihrer Gefühle zu umreißen. Manches, was sie als Kind, Jugendliche oder junge Frau erlebt hat, liest sich erschütternd und scheint kaum auszuhalten.

Schön, dass im Roman dennoch auch andere, versöhnlichere Töne mitschwingen, die zeigen, dass Elisa mit 39 Jahren zumindest ein bisschen inneren Frieden und ihren Hafen gefunden hat. In Nick, den sie geheiratet hat, und in der Stadt, wo sie jetzt lebt. Doch trotz aller Leichtigkeit sind da leider nach wie vor Schatten ...

Fazit: Ein lesenswerter Roman und eine tolle Hommage an Mascha Kaleko!