Retter einer schlaflosen Nacht

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solie Avatar

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Eine Nacht brauchte es für Simon van Booys "Mit jedem Jahr". Es war eine schlaflose Nacht, die mich eher quälte - bis zu dem Zeitpunkt, als ich beschloss die sinnlos wach liegenden Stunden nicht mit dem Zählen der verstreichenden Stunden zu verbringen, sondern dem Lesen dieser 307 Seiten.

Kurzer emotionaler Eindruck vorab: Ich habe geschmunzelt, ich habe gelacht, ich habe geseufzt, ich habe geweint.

Der Klappentext beschreibt die Handlung bereits umfassend genug, jedes weitere Detail würde zu viel vorwegnehmen - "spoilern". Deswegen möchte ich vor allem etwas zu anderen, mir sehr wichtigen, Elementen sagen: der Sprache und den Figuren.

Es gelingt nicht, Jason und Harvey nicht zu mögen. Zwei grundauf sympathische Charaktere treffen auf undenkbare Art und Weise aufeinander und werden durch den flüssigen, schnörkellosen Sprachstil des Autos perfekt inszeniert. Schnörkellos meint dabei nicht, dass die Sprache anspruchslos wäre, das ist es nicht. Vielmehr verzichtet van Booy auf unnötige Dopplungen, auf unnötige Extras. Er erzählt die Geschichte von Harvey und Jason gerade heraus, direkt, lebensecht. Und genau das schafft eine perfekte Symbiose zwischen Sprache und Geschichte, denn alles wirkt so nah und real, als würde man durch ein kleines Fenster bei ihrem Leben zusehen, einen kurzen Einblick in die Welt zweier bis dato unbekannter Menschen erhaschen.

307 Seiten später sind Harvey und Jason Vertraute, man kennt sie. Man versteht sie. Man mag sie. Mit diesem Roman hat Simon van Booy gezeigt, dass es manchmal nur wenige Seiten braucht, um Großes zu schaffen. Von meiner Seite gibt es 5 Sterne für ein rundum gelungenes Buch, das genau zur rechten Zeit in meine Hände fiel.