Das schwächste Glied der Gesellschaft

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In „Mit kaltem Kalkül“ ermittelt Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao in einem Fall, der tief in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken lässt. Das Buch wurde von dem deutschen Autor Prof. Dr. Michael Tsokos geschrieben und ist 2024 als Taschenbuch und eBook im Knaur Verlag (Verlagsgruppe Droemer Knaur) erschienen. „Mit kaltem Kalkül“ ist der zweite Band der „Sabine Yao“ Reihe.

„Mit kaltem Kalkül“ spielt acht Monate nach den Ereignissen aus „Mit kalter Präzision“. Michael Tsokos schreibt seine Bücher zwar so, dass man die Reihe nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge lesen muss. Trotzdem ist es natürlich interessant und manchmal vielleicht sogar hilfreich, wenn man den Vorgängerband gelesen hat.

Der zweite Fall für Dr. Sabine Yao lässt sich grob in zwei Handlungsstränge aufteilen, die parallel zueinander erzählt werden. Am Schluss gelingt es Michael Tsokos zwar die beiden Handlungsstränge zu einem logischen Ende zusammenzufügen, ich hätte es aber deutlich besser gefunden, wenn die beiden Handlungsstränge ein paar Berührungspunkte gehabt hätten. So hat es sich nämlich angefühlt, als hätte ich zwei Geschichten in einem Buch gelesen. Diese Erzählweise nimmt der Geschichte leider auch ein bisschen die Spannung. Damit war „Mit kaltem Kalkül“ leider nicht ganz so fesselnd wie der Vorgängerband.

In „Mit kaltem Kalkül“ steht Dr. Sabine Yao nicht länger allein im Fokus der Erzählung. Diesmal bekommt sie Unterstützung von Kriminalhauptkommissarin Monica Monti. Die Leiterin der vierten Mordkommission des Berliner LKA ist ähnlich wie Dr. Yao eine Frau für die Aufgeben ein Fremdwort ist und die sich von Steinen, die man ihr in den Weg legt, nicht aufhalten lässt. Genauso wie Yao war auch Monti mir auf Anhieb sympathisch und für die Tatsache, dass sie, ohne lange darüber nachzudenken, tatkräftig mit anpackt habe ich sie bewundert. Der zweite Band ist also voller Frauenpower und ich muss sagen, dass die beiden für mich ein sehr unterhaltsames Ermittlerduo abgeben, dass sich meiner Meinung nach perfekt ergänzt.

Neben den beiden Frauen gibt es in diesem Buch auch noch einen dritten Charakter, der ein größere Rolle spielt. Hassan Khalaf hat viele Jahre lang für den jordanischen Geheimdienst gearbeitet, bevor er nach Berlin gekommen ist. Mit ihm hat Michael Tsokos einen Charakter erschaffen, der einen spannenden Gegenpart zu den beiden Frauen bildet. Auf den ersten Blick würde man ihn wahrscheinlich zu den „Guten“ zählen, wenn man aber einen genaueren Blick hinter seine Maske wirft, erkennt man, dass er über reichlich Ecken und Kanten verfügt. Dieser Mann hat definitiv keine weiße Weste und trotzdem war er mir irgendwann sympathisch, weil er eben nicht dem typischen Klischee des „Bösen“ entspricht.

Genauso wie auch schon in „Mit kalter Präzision“ gewährt Michael Tsokos seinen Lesern in „Mit kaltem Kalkül“ detaillierte Einblicke in die Arbeit eines Rechtsmediziners. Dabei gelingt es ihm die medizinischen Abläufe so zu beschreiben, dass sie nicht nur spannend, sondern auch für einen Laien verständlich sind. So hatte ich neben der Tatsache, dass ich eine unterhaltsame Geschichte lesen dürfte, auch die Chance etwas Neues zu lernen.

Die Kapitel beginnen jeweils mit einem Datum, einer Uhrzeit und einer Ortsangabe. Der Schreibstil von Michael Tsokos ließ sich angenehm lesen. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt. Das Buch wurde in der dritten Person geschrieben.

Fazit
Trotz der Tatsache, dass „Mit kaltem Kalkül“ nicht ganz so packend war wie der erste Band, konnte mich die Geschichte gut unterhalten.