Mit Tante Otti auf der Insel

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lunamonique Avatar

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Der Chef nervt, der Feierabend will nicht kommen. Wer kennt das nicht? Verkäuferin Jule sitzen Ärger und Frust bis zum Haaransatz. Ottilie Bär ist völlig verzweifelt, weil ein Streit mit Freundin Hildchen den gemeinsamen Urlaub platzen lässt. Als Ottilie bei Jule die Sonnenmilch umtauschen will und merkt, dass es der auch nicht gut geht, kommt sie auf eine spontane Idee. Statt die Reise abzusagen, nimmt sie einfach Jule mit. Die ist erst von den Socken und kann es kaum glauben. Dann macht sie sich Gedanken, wie es ist, mit einer älteren, etwas eigensinnigen Dame zu verreisen. Ein Rückzieher kommt nicht in Frage. Zu sehr freut sich Jule auf Sonne, Strand und Meer.

Die ungewöhnliche Konstellation ist der Garant für eine unterhaltsame Geschichte. Jule hat eine andere Vorstellung von Urlaub als Ottilie. Ottilie steigt früh aus den Federn, während Jule ausschlafen möchte. Nicht der einzige Streitpunkt. Tatsächlich müssen sich die beiden erst Zusammenraufen, aber auch dann geht es noch hoch her. Ottilies spontane Ideen treiben Jule die Sorgenfalten ins Gesicht. Die Geschichte ist sehr realitätsnah. Sie könnte genau so passieren. Deswegen kann man sich in die beiden Hauptpersonen auch so leicht hinein versetzen. Was wäre, wenn? Den Wunsch nach einem spontanen Ausbrechen aus dem Alltag hat wohl jeder schon mal gehabt. Jule erlebt Ottilies originellen Vorschlag wie im Märchen, aber auch ein Märchen hat so seine Tücken. Witzig sind die Beschreibungen von Jules Gemütszustand. Die hässliche Raupe im Magen oder die imaginären Partyengel. Autorin Gabi Breuer lässt viel Augenzwinkern und Humor in die Geschichte mit einfließen. Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Allen voran die liebenswert zerstreute Ottilie mit ihrer komischen Perücke und dem arroganten Politiker als Sohn. Ihre ständig meckernde Freundin Hildchen mit einem ausgeprägten Sauberkeitsfimmel und dem Faible für Alkohol fungiert als perfekte Spaßbremse. Natürlich darf auch ein charmanter Schönling in der Geschichte nicht fehlen. Ottis Nachbar Marc wirkt auf Jule einfach unwiderstehlich. Nur blöd, dass sie sich das eigentlich nicht anmerken lassen will. „Mit Tante Otti auf der Insel“ ist die perfekte Urlaubslektüre. Ottilie umgibt zwar ein Geheimnis, aber besonders rätselhaft und anspruchsvoll ist die Geschichte nicht. Mit dem lockerleichten Roman kann man sich prima die Strandtage vertreiben. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Wunderschön ist die Widmung am Anfang des Buches „Für meine große Liebe Josef - Hör nie auf, mir Blumen ins Herz zu malen. Da kommt gleich Romantik auf. Klar, dass man auch Jule und Marc ein Happy-End wünscht. Und was wird aus Ottilie?

Zwei Frauen unterschiedlichen Alters am Strand. Das Meer wirkt einladend. Die Sonne scheint. Das Cover macht Lust auf Strandurlaub. Es hätte noch etwas pfiffiger sein können. Schließlich hat Ottilie Pfeffer unter dem Hintern und zählt zu den lebenslustigen, älteren Damen. Gabi Breuer hat charmante, liebenswerte Charaktere erschaffen, die man prompt vermisst, sobald die Geschichte vorbei ist. Mit ihrem unterhaltsamen Roman geht sie auf ein aktuelles Thema ein, das Zusammenleben zwischen Jung und Alt. Eine besondere Freundschaft, die entstehen kann, wenn man sich auf eine gewisse Nähe zwischen den Generationen einlässt. Beide Damen nehmen eine Herausforderung an und lernen jede für sich etwas daraus. Das Leben genießen ist angesagt. „Mit Tante Otti auf der Insel“ versprüht gute Laune.