Eine bittere Liebe

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Der Roman „Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung“ von der Autorin Valentina D`Urbano erschien im Jahr 2014 beim Deutschen Taschenbuch Verlag. Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel „Il Rumore die tuoi passi“ und wurde von Constanze Neumann aus dem Italienischen übersetzt. Die Protagonisten sind Beatrice und Alfredo, die von allen „Die Zwillinge“ genannt werden. Neben ihnen spielen ihre Familien und die Bewohner ihrer Siedlung eine wesentliche Rolle.
Beatrice wächst in einem Viertel auf, das „Die Festung“ genannt wird. Hier leben Menschen, die den Rand der Gesellschaft längst überschritten haben. Die Häuser sind besetzt, niemand der Bewohner lebt rechtmäßig hier, doch die Polizei hat schon lange keinen Fuß mehr in die Siedlung gesetzt. Eines Abends wird Alfredo, ein junge ihres Alters von seinem Vater halb totgeprügelt. Von da an verbringt er viel Zeit bei Bea und ihrer Familie. Sie werden zu „Zwillingen“, lachen und spielen zusammen, werden gemeinsam erwachsen. Hochs und Tiefs prägen ihre Beziehung, doch als Alfredo dem Heroin verfällt ist Bea bedingungslos für ihn da. Dennoch kann sie seine Seele nicht retten.
Das Thema des Romans ist der Spagat zwischen der Liebe und dem Verlust, zwischen der Verzweiflung und der Hoffnung. Es ist die Geschichte einer bitteren Liebe.

Die Kinder Beatrice und Alfredo lernen sich unter widrigen Umständen kennen und fühlen sich danach eng miteinander verbunden. Sie wachsen gemeinsam auf und verlieren sich ein Stück weit. Bea strebt immer mehr nach außen, sie will etwas sehen von der Welt, während Alfredo sich in sein Schicksal in der Festung fügt. Er lernt ein Mädchen kennen und verliebt sich in sie als Bea auf einer Reise am Meer verweilt. Als sie zurückkehrt ist nichts mehr wie es einmal war. Schlussendlich bittet sie Alfredo sich zu trennen. Er tut ihr den Gefallen, verliert sich aber in Schweigen und Traurigkeit. Auch wenn sie eine Art von Liebe verbindet ist er von nun an auf der Suche. Nach was, das könnte er wahrscheinlich selbst nicht beschreiben. Bea nimmt ihr Leben zusehends in die Hand. Sie bekommt eine Arbeitsstelle und erfreut sich daran sich etwas leisten zu können. Doch das muss sie aufgeben als sie bemerkt, dass Alfredos Suche ihn zum Heroin geführt hat. Ein langer und harter Kampf mit vielen Rückschlägen beginnt und am Ende wird sie etwas verlieren und gleichzeitig etwas gewinnen.
D`Urbanos Roman ist geprägt von dem ewigen Hin und Her einer Liebe, die viele vielleicht nicht als solche erkennen würden. Gewalt und Respektlosigkeit wechseln mit tiefer Verbundenheit und Loyalität. Die Autorin bettet die Handlung in eine Lebenswirklichkeit ein, die sich viele Leser schwer vorstellen können und zeigt damit, dass auch im Elend Hoffnung gedeihen kann. Dabei schockiert sie immer wieder mit einer Brutalität, die den Leser an der beschriebenen Liebe zweifeln lässt. Die Sprache manchmal hart und derb unterstreicht dabei die Innenwelten der Protagonisten. Und selbst wenn der Leser zwischenzeitlich Zweifel hegt… Am Ende ist die Handlung doch irgendwie schlüssig.
Ich muss zugeben, dass ich mich während des Lesens manchmal schwertat in der Geschichte zu bleiben. Der erste Eindruck, dass es sich um eine schöne aber tragische Liebesgeschichte handelt hat sich nicht bestätigt. Stattdessen hat mich die Gewalt der Worte verschreckt und mich daran gehindert mich auf die Story einzulassen. Aber es hat sich gelohnt durchzuhalten. Am Ende des Buches kamen mir sogar die Tränen. D`Urbano hatte mit ihrer Erzählung genau diese Zwiespältigkeit bei mir geweckt, die für ihre Charaktere so typisch waren.