Melancholische und schroffe Liebesgeschichte, spannend wie ein Thriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
theonlytruth Avatar

Von

Valentina D'Urbano ist eine 28 Jahre junge italienische Schriftstellerin, die bei dem Schreibwettbewerb „Lo Scrittore“ den ersten Platz belegte und deren Buch „Il rumore dei tuoi passi“ daraufhin 2012 verlegt wurde. Nun erscheint ihr Werk auch auf Deutsch unter dem Titel „Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung“.
Es spielt in einer italienischen, besetzten Plattenbausiedlung namens „La Fortezza“. Die Gebäude sind heruntergekommen, die Menschen verbittert und meist arbeitslos. Die Handlung beginnt mit dem Bericht der zwanzigjährigen Beatrice von einer Beerdigung eines Menschen, der ihr sehr viel bedeutet hat. Schon zu Beginn wird klar, dass Bea immer versucht hat, ihre wahren starken Gefühle ihm gegenüber hinter Wut und oberflächlicher Ablehnung zu verstecken. Sie blickt im Anschluss zurück auf ihre Jugend in La Fortezza, erzählt von den guten und den vielen schlechten Tagen in diesem Armutsviertel und auch von ihrem Verhältnis zu Alfonso, dem Verstorbenen.

Die Geschichte ist sehr authentisch geschrieben, in einer schroffen und stimmigen Sprache. Vor allem in den Dialogen wimmelt es nur so von ausgelassenen Silben und Umgangssprache. Die Autorin nimmt hier auch kein Blatt vor den Mund, sondern verwendet einiges an Schimpfwörtern.
Die Charaktere sind gelungen. Die wichtigen sind nicht stereotyp, sondern zeigen an sich verschiedene Seiten, mit denen man mitunter nicht gerechnet hätte. Das Hineinversetzen fällt nicht schwer. Die meisten sind einem gleich sympathisch.
Die Handlung bleibt immer so spannend, dass man das Buch ungern aus der Hand legt, bevor man alle 275 Seiten gelesen hat. Auffallend sind die kurzen Kapitel, das kürzeste mit nur zweieinhalb Zeilen. Jedes Kapitel entspricht quasi einer Szene. Daran wird auch deutlich, dass die Handlung nicht unnötig in die Länge gezogen wurde, sondern mitunter viel Handlung in wenigen Sätzen abgehandelt wurde. Das ist wohl einer der Gründe, wieso sich dieses Buch so flüssig liest.

Empfehlen würde ich das Buch Jugendlichen ab 15 Jahren, aber auch Erwachsene können hier beruhigt zugreifen. Wer nach einer romantischen Liebesgeschichte sucht, ist hier falsch. Vielmehr sollte man sich angesprochen fühlen, wenn es einem um das Leben von Menschen geht, wie sie auch in unserer Nachbarschaft leben könnten.
In Schulnoten bekommt das Buch von mir eine 1 minus, da mir das Buch sehr gut gefallen hat.