Trostlos, gnadenlos! Hoffnungslos?

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Zum Inhalt:
Die junge Beatrice beschreibt ihr Aufwachsen in einer Armensiedlung Italiens und das Verhältnis zu Alfredo, dessen Beerdigung titelgebend für diesen Roman ist.

Zum Cover: Ein Aufbruch in ein (besseres) Leben, zwar noch in schwarz und ohne Schuhe, dafür aber mit gepackter Reisetasche und lackierten Fußnägeln. Dieses Cover trifft die Gefühle der Hauptprotagonistin sehr gut.

Mein Eindruck: Im Klappentext erfährt man, dass die junge Autorin in einem ähnlichen Viertel wie die Personen ihres Romans aufgewachsen ist. Daher verwundert nicht, dass sie Sprache und Umgebung treffend wiedergeben kann. Sie versteht es zu zeigen, dass auch unter widrigen Umständen Würde und Geborgenheit in einer Familie vorherrschen können und Ehrgefühl kein Privileg der gutbürgerlichen Schicht ist.
Leider tun sich dennoch einige Ungereimtheiten auf: Woher haben Beatrice und Alfredo das Geld, um sich das Bier und Haschisch zu leisten, welches sie dauernd konsumieren? Warum sieht Beatrice keine andere Möglichkeit als Schläge, Kratzen, Beißen und Treten, um Alfredo ihre Zuneigung zu zeigen? Schließlich sind ihre Eltern zwar arm, gehen aber zumeist liebevoll mit dem Nachwuchs um. Ganz im Gegenteil zu Alfredos Familie, - dieser jedoch bedenkt Beatrice mit vielen Schimpfworten, bleibt aber (bis auf eine sehr unrühmliche Ausnahme) gewaltfrei und bestraft sich lieber selbst. Hier zeigt sich auch das Manko einer Ich-Erzählerin: Wenn sich Beatrice so gut gegenüber den Lesenden erklären kann, warum schafft sie dieses dann nicht ein einziges Mal bei Alfredo?
Die ganze Erzählung gerät sehr trist und reiht ein unangenehmes Erlebnis an die nächste Prügelszene, eine Beschimpfung an den nächsten Entzug, einen Rückfall an die Beschreibung von Dreck; nur unterbrochen von einem kurzen Ausflug ans Meer und einiger Bastelstunden, die etwas Freude am Leben bereiten.
Glücklicherweise beschließt Beatrice zum Schluss den Abflug in ein anderes Leben, sonst hätte diese doch so dunkle Geschichte eine wahre Herausforderung für suizidgefährdete Zeitgenossen werden können.

Fazit:
Es wird Trauer sein und Schmerz. Für mich zu viel davon. Taschentücher bereithalten oder einen Eisblock ums Herz legen.

3 Sterne