Herzerwärmend, erfrischend ehrlich und gleichzeitig lustig

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aoibheann Avatar

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Romy hat ihr Leben vollkommen im Griff. In ihrem Job ist sie erfolgreich, mit ihrem Freund Florian ist sie bereits seit fünf Jahren zusammen und gerade in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Was machen da schon die wiederkehrenden Meckereien ihrer Mutter über ihren Freund, die zu teure Wohnung, zu viel Kuchen oder fehlende Enkelkinder? Romy hat sich im Laufe der Zeit ihre eigenen Strategien im Umgang damit zurechtgelegt. Blöd ist nur, dass das Leben es an der Zeit findet, Romys sorgfältige Pläne über den Haufen zu schmeißen.
Als Romy über eine App eine Mitfahrgelegenheit von Hamburg nach Frankfurt anbietet, ahnt sie noch nicht, dass ihr die denkwürdigste Autofahrt ihres Lebens bevorsteht. Denn vor ihr steht Leon - groß, gutaussehend, intelligent und mit einem schlagfertigen Humor ausgestattet. Nur - Leon ist nicht allein. Denn von einem Hund war leider nirgends die Rede. Doch jetzt absagen? Das kommt für die pflichtbewusste Romy nun auch wieder nicht in Frage. Und so landet Dexter auf dem Rücksitz. 492 Kilometer liegen jetzt vor Romy und ihrem Mitfahrer, mit dem sie sich gleich von Anfang an prima versteht. Mehr noch - sie fühlt sich von ihm angezogen. Und nach Ende der Fahrt steht Romys Leben in jeder Hinsicht auf dem Kopf.

Mir hat die Gestaltung der einzelnen Figuren unheimlich gut gefallen. Die Schilderung ihrer Ängste und Sorgen, die Entstehung ihres Kontrollzwangs und die Versuche, das eigene und durchaus nicht ihren Vorstellungen entsprechende Leben "schönzureden" - das war nicht einfach nur eine Aufzählung von Gefühlen und Erlebnissen. Bei mir kam richtiggehend Mitgefühl während des Lesens auf. Ich habe mit Romy gelitten und mich gefreut, habe mit ihr gelacht und so manches Mal zustimmend genickt. Kurzum: ich finde die Gestaltung ihrer Figur absolut großartig gelungen. Eine fiktionale Person, mit der man sich als Leser vollauf identifizieren kann.
Auch Leon steht dieser positiven Beurteilung in nichts nach. Bodenständig, ehrlich und genauso autenthisch wie Romy.

Am meisten hat mir jedoch gefallen, dass der Plot der Geschichte bodenständig ist. Das Romys Erlebnisse auch jedem Leser so passieren können. Oder vielleicht auch dem einen oder anderen auch tatsächlich schon so passiert sind. Man kann sich darin selbst wiederfinden. Wie hätte man selbst in einer solchen Situation gehandelt? Wie hätte man sich gefühlt? Die Geschichte klingt nach und macht auch ein wenig nachdenklich. Wenn man nur ein Leben hat - ist okay dann wirklich ausreichend? Ist der Weg des geringsten Widerstands auch bei der eigenen Familie die richtige Entscheidung?
Ich bin positiv überrascht, denn das hätte ich von dieser Geschichte nicht erwartet. Aber es freut mich sehr und nimmt mich noch mehr für dieses Buch ein.

Neben vielen Herzschmerz-Momenten gab es aber auch genauso viel zu Lachen. Romys Chef war für mich eine Quelle stetigen Giggelns. Besonders seine Sprechweise - herrlich, das hat genau mein Humorzentrum getroffen.
Die Leseprobe las sich schon sehr vielversprechend, aber die ganze Geschichte hat mich wirklich vollkommen überzeugt. Eine andere Bewertung als die vollen fünf Sterne kommt für mich gar nicht in Frage.