Philosophisches name-dropping

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andreas_m Avatar

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"Mitte des Lebens" lässt Assoziationen wachwerden an Hölderlins "Hälfte des Lebens", wobei "Mitte" natürlich positiver besetzt ist. Barbara Bleisch vergleicht diese Lebensphase, um die man eigentlich nicht wissen kann oder höchstens statistisch, mit einem Berggipfel, der erst den Ausblick auf das gesamte, atemberaubende Panorama bietet. Das Bild ist natürlich schief (das wäre nämlich das Lebensende!), zeigt aber durchaus an, wo ihr Buch hingeht: Bleisch nimmt sich vor allem die Stereotypen (z.B. der midlife-crisis) vor, die mit dieser Lebensphase verbunden sind und sie tut es nicht im luftleeren Raum, sondern in unserer heutigen Zeit mit all ihren Möglichkeiten existentieller Veränderungen. Das ist spannend und gut lesbar - jedenfalls zu Beginn. Irgendwann entsteht leider der Eindruck, dass das Buch zum philosophischen name-dropping verkommt, es fehlt der rote Faden. Am ehesten scheint dieses Buch, das sich im Duktus nicht an den Leser anbiedert, geeignet zu sein, kapitelweise gelesen zu werden; dann allerdings wäre es gut gewesen, wenn die kleinteilige Gliederung sich auch im Inhaltsverzeichnis widerspiegeln würde.
Ein gelehrtes, ich bin mir nicht sicher, ob ich es "kluges", Buch nennen soll, das aber einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt und man sich fragt, für wen es denn eigentlich geschrieben wurde.